In den nächsten Tagen war Philip ziemlich neben der Spur, er verpatzte seine Einsätze bei den Proben, verhunzte Arbeiten in der Schule und bekam es kaum mit, wenn die anderen ihn ansprachen. Sein Denken drehte sich nur noch um Josephine und wie er es anstellen könnte das sie ihn mag, so wie er sie.
„So kann es mit dir nicht weitergehen Phil!“, sagte Mark. Die Jungs hatten ihn im Fitnessraum aufgestöbert, wo er mal wieder die Trainingspuppe malträtierte.
„Ich kann ja verstehen, dass dir Joh unter die Haut geht, wenn man sie erst mal kennt muss man sie einfach mögen und es tut mir ja leid für dich das sie dich abblitzen ließ, hätt ich echt nich mit gerechnet, aber es wird Zeit das du langsam wieder Oberwasser bekommst Alter.“ Kam es von Steven.
„Ach, lasst mich doch zu Frieden.“ Philip stürmte ins Badezimmer und verzog sich unter die Dusche. Was wussten die Beiden denn schon von dem Chaos in ihm?
Seit Josephines Ablehnung brannte die Sehnsucht nach ihrer Nähe nur umso schlimmer in ihm. Jedes Lächeln von ihr saugte er auf wie ein Verdurstender. Nachts konnte er nicht schlafen, denn sobald er die Augen schloss, träumte er davon ihr Körperlich so nah zu sein wie damals in diesem schmalen Raum und die Erregung pochte dann schmerzhaft in seiner Hose und weckte ihn. Philip starrte sich im Spiegel an „Du bist krank weißt du das, völlig krank.“ Warum brachte Josephine sein Gefühlsleben nur so durcheinander? Seit sie neu in die Klasse gekommen war, hatte sie ihn beschäftigt. Er hatte es auf die Gegensätzlichkeit von Aussehen und Stimme geschoben. Hatte sie Mopsgesicht getauft um sich von ihrer Faszination auf ihn zu distanzieren. Doch in Drachenburg hatte er sie, in verschiedenerlei Hinsicht, haut nah erlebt und die Fassade, die er gegen sie aufgebaut hatte, war zerbröckelt, seit her, zog sie ihn an wie die Motte das Licht und es war ihm egal was andere darüber dachten.
Philip warf sich auf sein Bett. Wer hat behauptet das Männer immer stark sein müssen? Tränen liefen ihm übers Gesicht. Ja er war krank, liebeskrank, krank vor Sehnsucht. Was half gegen diese Art von Krankheit? Philip wusste es nicht und doch hatten Mark und Steven recht so konnte es nicht weitergehen. Er würde sich eben damit abfinden müssen das sie nur Freunde waren, doch das war verflucht schwer, da das Gefühl für sie derart in ihm brannte. Doch er würde es beherrschen lernen müssen, wenn er sie nicht ganz verlieren wollte.
Im Haus hatte sich eine drückende Stimmung breit gemacht. Josephine sah man, wenn überhaupt nur noch zu den Mahlzeiten und bei den Proben, ansonsten zog sie sich in ihr Zimmer zurück und beraubte Philip damit um jedwede Möglichkeit wenigstens einfach nur in ihrer Nähe sein zu können.
„Ey Alter das ist ja nicht zum Aushalten mit euch beiden.“ Beschwerte sich Steven eines Abends bei Philip. „Ich bin ja schon dabei mich wieder einzukriegen, Okay!?“ gab Philip zurück. Und tatsächlich fühlte er sich mit jedem Tag etwas besser, ihm war als müsste er sich von einem schweren Fieber erholen. „Es ist nur nicht so einfach, wenn du an nichts anderes mehr denken kannst, es ist wie eine Melodie, die du nicht mehr aus dem Kopf bekommst. Ich bin eben ein Weichei was Joh angeht.“ Steven sah ihn nachdenklich an, doch sparte er sich für dieses Mal die Floskeln und Philip war ihm dankbar dafür.
Spät abends wollte Philip sich noch etwas zu trinken aus der Küche holen, als er wie zur Salzsäule erstarrt vor Josephines Zimmer stehen blieb. Deutlich war Stevens Stimme daraus zu vernehmen.