Okay, ihr habt jetzt mein erstes Foto im heiligen Familienalbum gesehen. Wie gesagt, das ist nicht mein bester Moment.
Aber das Foto allein erzählt euch gar nichts. So wie bei allen anderen Fotos in diesem Album erzählt es nicht, was davor geschah. Aber ich mache das! Spulen wir mal ein bisschen zurück.
Bevor wir allerdings direkt zur Ursache meines kleinen dramatischen Ausrasters kommen, stelle ich euch meine kleine Welt einmal vor.
Das ist Evergreen Harbor. Na ja, so ganz stimmt das nicht. Das ist nur ein Teil von Evergreen Harbor. Das, was ihr da sehen könnt, ist die Ortschaft Grims Quarry. Hier wohnen wir. Ja, genau hier. Ihr könnt sogar schon unser Haus sehen. Es ist ganz da vorne an der Ecke. Gegenüber vom Steinbruch. Ich mag den Steinbruch nicht sonderlich. Er sieht ein wenig wie eine riesige weiße Wunde mitten im grünen Wald aus.
Na ja, um ehrlich zu sein, ist Evergreen Harbor vermutlich nicht die schönste Stadt. Aber hier gibt es dennoch den schönsten Ort auf der Welt. Zumindest finde ich das.
Nämlich unser Zuhause.
Unser Zuhause ist wie ein kleines Schloss! Okay, zugegeben, unser Zuhause ist eigentlich der einzige Ort, den ich wirklich gut kenne. Aber auch ohne Vergleich, bin ich mir sicher, dass es keinen schöneren Ort gibt als unser Häuschen.
Ich habe zum Beispiel ein tolles großes Zimmer ganz für mich allein. Zwar platzt Dylan immer wieder gerne in mein Zimmer rein, aber da ich das auch bei ihm mache ist das nicht so schlimm. Und wir haben einen wunderschönen großen Garten. Sogar mit einem richtigen Schwimmteich. In den dürfen wir zwar nicht rein, aber er dampft so schön und ich könnte Stunden lang da sitzen und das Wasser beobachten.
Es ist noch ziemlich früh am Morgen. Das weiß ich, weil nämlich gerade erst die Sonne aufgegangen ist. Und in unserer Straße ist es noch ganz, ganz still.
Wäre es später würde man schon das Brummen der Autos hören, die auf der Straße rauf und runter brettern. Und man würde die Nachbarn plappern hören. Aber die schlummern wahrscheinlich alle noch. Bei uns hingegen hat der Tag schon angefangen.
Papa macht schon in der Küche das Frühstück, während Mama auf ihn einquasselt.
„Ich fahr mit den Kindern heute in die Stadt, da komm ich nicht mehr zum Einkaufen. Kannst du auf dem Rückweg noch schnell in den Supermarkt springen? Oh, und denk an Puzzle. Ich geb‘ ihn heute Mittag zu Mrs. Finch, aber wenn du ihn abholst, lass ihn erst mal in den Garten.“
„Mhmmm...“ summt Papa und wirft meiner Mama einen Luftkuss zu. Igitt.
Quasseln ist Mamas Lieblingsbeschäftigung. Na ja, neben Basteln, Gärtnern, Stricken, Wäsche waschen, Putzen, mit uns spielen und was sie sonst noch alles so macht. Aber Quasseln steht definitiv auf Platz Eins. Zumindest macht sie es seeeehr, sehr oft.
Papas Lieblingsbeschäftigung ist das Kochen. Einfach weil es immer ganz lustig aussieht, wenn Papa kocht. Mama beim Kochen zu beobachten ist überhaupt nicht spannend. Da passiert einfach nichts. Aber wenn Papa kocht, ist immer etwas los. Er macht dann nämlich immer ganz komische Dinge, wie die Pfannkuchen in die Luft zu werfen. Und irgendwie fängt Papa sie immer auf. Papa ist außerdem viel schneller als Mama und es gibt viel schneller etwas zu essen. Und ich habe richtig Hunger.
Ach ja, das ist übrigens mein Bruder Dylan.
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Er ist das erste Kind meiner Eltern und darf sich über ganz viele „Erste-Mal“-Fotos in unserem Fotoalbum freuen. Und weil er der Erstgeborene ist – oder erfolgreicher gequengelt hat, wer weiß das schon genau - kriegt er zuerst zu Essen.
Der Morgen bei uns ist immer ziemlich turbulent. Klar, einerseits sorgen Dylan und ich immer wieder dafür, dass es in dem Haus nie zu ruhig wird. Andererseits sind die Erwachsenen irgendwie auch immer im Stress.
„Schatz, du hast doch noch gar nichts gefrühstückt!“, seufzt Mama als Papa wenig später in seinem komischen Anzug in die Küche kommt.
„Ich bin spät dran. Hauptsache ihr könnt jetzt erstmal frühstücken. Ich schnapp mir einfach in der Cafeteria etwas“, antwortet Papa. Er gibt meiner Mama noch einen schnellen Schmatzer und ist auf und davon.
Das ist ein ganz großes Mysterium. Wo gehen die Erwachsenen ständig hin? Jeden Morgen raus und erst abends kommen sie wieder heim. Manchmal nur Papa, manchmal nur Mama und ganz selten auch beide – das ist das Schlimmste! Dann müssen wir immer in die Tagespflege.
Wenn meine Eltern gehen haben sie außerdem jedes Mal ganz komische Klamotten an. Wo auch immer sie hingehen, ich mag das nicht. Vor allem, weil beide immer ganz müde und erschöpft nach Hause kommen. Dann ist bei uns abends auch nicht mehr viel los. Meine Eltern haben dann einfach nicht mehr so viel Energie um mit uns zu spielen. Und die Gute-Nacht-Geschichten sind dann auch immer kürzer Abends.
Mir wäre es lieber, Mama und Papa würden einfach zuhause bleiben.
Schließlich bleibe ich auch immer zuhause. Und seht mich an: Ich bin der glücklichste Sim der Welt!
***
Wenn Mama da ist, verbringen wir den Morgen meist draußen im Garten. Ganz egal ob es sonnig ist oder windig. Mama sagt immer, es gibt kein schlechtes Wetter. Und ich liebe es draußen in der Natur zu sein. Hier kann man einfach so viel entdecken. In den vielen Pflanzen und Büschen kann man sich super verstecken - auch wenn Mama das nicht besonders toll findet und dann immer mit uns schimpft.
Außerdem kann man hier Vögel beobachten - und unsere Nachbarn, die an unserem Zaun vorbei laufen. Manche winken uns dann immer zu. Und ab und zu findet Mama jemanden, mit dem sie über den Gartenzaun quatschen kann.
Aber das Beste am Garten ist, dass ich hier ganz viel mit Puzzle toben kann.
Puzzle?
Na der kleine Hund da, der da auf unserer Spieldecke liegt! Eines Abends kam Papa mit dem kleinen Hundewelpen nach Hause. Das war vielleicht eine Überraschung. Ich glaube, ich habe noch nie etwas Süßeres gesehen als dieses kleine Fellknäul.
Puzzle ist auch noch ganz klein und muss auch noch ganz viel lernen. Außerdem darf er noch nicht so lange allein sein. So wie Dylan und ich. Aber Alleinsein ist ja auch doof. Wer ist das schon gerne?
Mit Puzzle spiele ich lieber als mit meinem Bruder. Der kann nämlich manchmal eine richtige Nervensäge sein. Mit Puzzle zu spielen macht einfach immer Spaß. Man muss nur aufpassen, dass er die Finger nicht aus Versehen mit seinen Zähnen erwischt, denn seine Beißerchen sind leider ganz schön scharf. Puzzle beißt ja nicht absichtlich zu. Es ist nur so, dass er noch ziemlich tolpatschig ist. Ich kann das gut Verstehen, schließlich passieren mir auch immer Dinge, die ich eigentlich gar nicht wollte, zum Beispiel, wenn mir mein Teller plötzlich runter fällt. Außerdem glaube ich, dass Puzzle keine Ahnung hat, wie spitz seine Zähnchen eigentlich sind.
Puzzle ist aber nicht unser einziges Haustier. Das ist Oreo. Meine Eltern haben Oreo schon ganz lange und er war eine Zeit lang das WG-Haustier ihrer Studenten-WG. Mittlerweile ist Oreo schon ein alter Kater und im Haus eher selten zu sehen. Am liebsten streunert er durch die Nachbarschaft.
Oder er lässt sich auf unserem Staubi durch die Wohnung fahren. Seit Puzzles da ist, ist Oreo immer öfter auf Wanderschaft. Papa sagt, der kleine Welpe ist dem alten Kater einfach zu viel. Puzzles läuft Oreo nämlich gerne hinterher. Ich glaube Puzzles denkt, dass Oreo einfach ein komischer Hund ist.
Wenn Oreo so lange draußen ist, habe ich manchmal Angst, dass er nicht mehr zurück findet. Aber Mama sagt, dass Oreo noch nie weggelaufen ist und solange immer leckeres Fresschen im Napf ist, wird er auch immer zurück finden.
So, jetzt habe ich euch meine kleine Welt vorgestellt. Leider kann ich euch gerade nicht mehr erzählen, denn Mama scheucht mich und Dylan gerade zur Tür hinaus.
Wir fahren heute mit dem Zug in die Stadt! Und das sind für mich gleich zwei Erste Male auf einmal. Ich bin noch nie Zug gefahren und ich war noch nie woanders als in Evergreen Harbor. Ich bin mir noch nicht ganz so sicher, ob mir das gefallen soll.
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