Fragend schaute Marco Selenia an. "Es kann manchmal ganz schön lästig sein einen großen Bruder zu haben der ständig meint auf ein aufpassen zu müssen." beantwortete Selenia Marcos stumme Frage.
"Dein Bruder?" Marco war etwas verdattert ob dieser Neuigkeit. Ihr Bruder ... er ist ihr Bruder! ... ging es Marco durch den Kopf, im ersten Moment fühlte er Erleichterung, doch dann, ... es war ihr Bruder der Malina fort gelockt hatte... IHR Bruder ... hatte Selenia deshalb den Schlüssel zur Hütte gehabt? Wollte Selenia ihn etwa ins Meer hinaus locken, so wie ihr Bruder einst Malina? war sie deshalb so erpicht darauf das er mit ihr im Meer schwamm? Wurden vielleicht nicht nur Frauen ins Meer gelockt und an den Kraken verfüttert? Marco sah plötzlich riesige dunkle Wolken auf sich zu kommen.
"Worum ging es da in eurem Streit eigentlich?" tausend Fragen türmten sich in Marco auf. "Es hat keinen Sinn das du fragst." erwiderte Selenia mit müder Stimme "solange du nicht mit mir unten am Meer warst, kann ich nicht frei darüber reden." Da schon wieder das Meer, warum hängt alles vom Meer ab, überlegte Marco misstrauisch.
"Ich weiß das du niemals zum Meer hinunter kommen wirst, egal wie sehr ich dich darum bitte." traurig und hoffnungslos klang ihre Stimme. "Ich hab es versucht Selenia, ich wollte dir gestern nachlaufen, aber es ist als wäre da eine Wand zwischen mir und dem Meer." Völlig ausdruckslos starrte sie vor sich hin.
"Dann gibt es wohl nur einen Weg dieses Dilemma zu lösen." meinte Selenia mit hohler Stimme. Marco indes fühlte sich hin und her gerissen zwischen seinen Empfindungen.
"Bist du so lieb und kommst morgen in aller früh hier her zu mir in die Hütte?" Bevor Marco jedoch antworten konnte hatte sie sich umgedreht und war in die Hütte geflüchtet.
Tief in Gedanken versunken verbrachte Marco den Rest des Tages. Das Ganze war ein einziges dickes Rätsel für ihn. Auch wollte er nicht glauben das Selenia ihm etwas böses wollte. Oder war er einfach nur blind weil er sie so schrecklich gern hatte? Er wollte hinüber laufen und Antworten haben und zugleich fühlte er sich nicht imstande dazu.
Der Morgen brach gerate an, da machte sich Marco schon auf den Weg zu Selenia. Er hatte sich eh nur unruhig im Bett hin und her gewälzt.
Bei der Hütte angelangt , fand er diese unverschlossen vor und so trat er ein, drinnen rief er unsicher nach Selenia. Eine schwache Antwort kam aus dem Nebenzimmer.
Bei Selenias Anblick wie sie da zusammengerollt auf dem Bett lag stockte ihm der Atem, die unter Hälfte ihres Körbers steckte in einer riesigen Flosse.