Bevor er schlafen ging, schaute Philip noch einmal bei Manami hinein. Nachdenklich betrachtete er sie, ein seliger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Sicher war es seit langer Zeit das erste Mal, das sie wieder in einem Bett schlief. Er konnte Josephines Wunsch ihr zu helfen durchaus verstehen. Doch war es wirklich klug sie auf ihrer Reise mitzunehmen und eventuellen Gefahren auszusetzen?
Leise vor sich hin summend, bereitete Josephine am nächsten Morgen das Frühstück.
Während sie frühstückten, erkundigte sich Josephine vorsichtig was mit Manamis Familie geschehen sei.
„Einen Vater hatte ich nie“, erwidernde Manami freimütig, „Meine Mutter war Dienstmädchen und hat bei den Leuten geputzt. Eines Tages kam sie nicht mehr nach Haus, es hieß sie habe einen Unfall gehabt.“ Manami zuckte gleichgültig mit den Schultern, doch ihre Stimme klang belegt dabei.
„Gab es keine Familie, die dich hätte aufnehmen können?“, fragte Philip, es war ihm unverständlich, dass sie ein Kind einfach sich selber überließen.
„Oh doch, ich kam zu einer Frau, die sich um elternlose Mädchen kümmert.“ Manami erschauerte plötzlich, als ob sie sich vor etwas ekelte. „Aber da bin ich nicht lange geblieben.“
„Warum?“, fragten Philip und Josephine wie aus einem Munde. Manami fixierte sie scharf, bevor sie weiter sprach „Die etwas größeren Mädchen mussten die Männer, die in das Haus kamen, bedienen und so. Ich wollte das nicht und deshalb bin ich da abgehauen und ich geh da auch nicht wieder hin.“ ihre Stimme klang bockig und angriffslustig zugleich.
Philip musste das gehörte erst einmal verdauen. „Würdest du den gern wieder in einer richtigen Familie leben?“, hörte er Josephine leise fragen.
Manami sprang plötzlich vom Tisch auf „Wir sollten uns auf den Weg zu Irina machen.“ Beschied sie knapp und überging Josephines Frage.
Den ganzen Weg über redete Manami ununterbrochen so das Josephine nicht dazu kam Manami noch etwas zu fragen.
Manamis wortreiche Erklärung hatte sie außerhalb der Stadt ins scheinbare Nirgendwo geführt.
„Hier entlang!“, rief Manami und eilte ihnen voraus.
Das Gelände war unwegsam. Dickes Gras dämpfte ihre Schritte.
Manami lief ihnen immer ein Stück vorweg. Außer Vogelgesang war nichts zu hören.
Eine wirklich gut versteckte Ecke, überlegte Philip während sie weiter Manami folgten. Allein wären wir nie auf die Idee gekommen hier zu suchen.
Schließlich gelangten sie an einen kleinen See. Fische sprangen immer wieder aus dem Wasser und fingen die kleinen Fliegen, die über dem Wasser schwebten.
„IRINA?“, ließ Manami laut ihre Stimme erklingen. Ein schwaches Echo warfen die hohen Felsen zurück.
„Irina, ich bin es Manami!“ Doch weit und breit war niemand zu sehen.
Plötzlich kam Bewegung in eine der Pflanzen und ein Kopf schob sich aus der Erde.
Fasziniert beobachtete Philip wie sich die Nymphe aus dem Erdreich erhob.