Vorsichtig stiegen sie in die Finsternis hinab.
Philip entfachte die Fackel, die er besorgt hatte und schaute sich aufmerksam um.
Ein gewundener steinerner Gang lag vor ihnen, der tief in die Erde hineinzuführen schien. Das Fackellicht warf zuckende Schatten auf die Wände.
Ihre Schritte erzeugten ein dumpfes Geräusch auf dem Stein, das direkt wieder verschluckt zu werden schien. Feuchtwarme Luft stieg ihnen aus den Tiefen herauf entgegen.
Philip hatte das Gefühl als würde er den Pulsschlag der Erde vernehmen.
Immer tiefer ging es in die Erde hinein. Die Luft wurde wärmer und drückend. Das verwunderte Philip, er hatte eher erwartet, dass es kalt unter der Erde sein würde.
Endlich betraten sie die Kammer, in die sich Yin der Geschichte nach zurückgezogen hatte.
Mitten in einer Lache aus Blut, das trotz der Wärme in der Höhle nicht vertrocknet war, stand eine Pflanze. Verstreut in der Kammer lagen rot pulsierende Samenkörner. Entlang der Felsenwände standen Büschelweise kleine Sträucher mit Flammenfrüchten von denen ein schwaches Licht und Wärme ausgingen.
Eine einzelne seltsame Frucht, die genau wie die Samen pulsierte, hing an der Pflanze.
Josephine pflügte die Frucht und steckte sie ein, dann hob sie eines der Samenkörner auf und betrachtete es. "Wir sollten die Samen auch einsammeln." meinte Josephine "sie pulsieren genauso wie die Frucht."
"Wir sollten auch einige Flammenfrüchte mit nehmen und Marvolo sagen das diese Pflanze keineswegs ohne Licht auskommt", erwiderte Philip.
Nachdem sie Früchte und Samen eingesammelt hatten, machten sie sich auf den Rückweg. Philip war froh die stickige Enge der Höhle verlassen zu können und sog tief die frische Luft ein.
Sie hatte es geschafft, die erste Hürde war genommen.
Kaum hatten sie sich einige Schritte von der Höhle entfernt, ertönte ein lautes Getöse hinter ihnen.
Erschrocken wanden sie sich um. Als der Staub sich gelegt hatte, sahen sie, dass der Zugang zur Höhle wieder mit Felsbrocken versperrt war. Ob sie vom Berg gerollt oder direkt vom Himmel gefallen waren hätte Philip nicht sagen können.
Dann stutzte er, oben auf den Steinen erschien schemenhaft eine Gestalt, die ihnen wie zum Abschied winkte, aber das war doch ...
Ein verschwommenes Flimmern, Flirren und Blitze zucken, die Luft schien zu knistern, dann verschlug es Philip zeitweise die Sprache. Ein leises Lachen wie fernes Donnergrollen ertönte.
Und im nächsten Moment war der Spuck vorbei.
"Bitte sag mir, dass du das auch gesehen hast und ich nicht an Halluzinationen leide." kam es tonlos von Philip.
"Wenn du den geisterhaften Zhan Su meinst der sich in einen Drachen verwandelt hat und in den Himmel davon geflogen ist, ja das hab ich auch gesehen." kam es ganz ruhig von Josephine.