
Rückblick:
Bellas Tag begann damit, dass sie Eric das Laufen beibringen wollte. Bereits seit Tagen hatte er sich immer wieder an Schränken und Stühlen hochgezogen und war vorsichtig vor sich hin getappst. Sie ging in die Hocke und breitete ermutigend die Arme aus, damit Eric auf sie zugehen sollte. Ein, zwei Schritte, dann setzte sich Eric auf seinen Windelpopo. Doch der kleine Junge gab nicht so schnell auf. Immer wieder stand er auf und wurde immer besser. Irgendwann hatte er es schließlich in Mamas Arme geschafft und wurde zur Belohnung in die Luft gehoben.
Sienna hatte in der Schule mit einer Klassenkameradin ausgemacht, dass sie sich am Nachmittag bei ihnen zuhause zum Schwimmen treffen würden. Leider rief ihre Freundin überraschend an und teilte Sienna mit, dass sie nicht kommen könne, weil ihre Mutter andere Pläne hatte.
Ein wenig enttäuscht war sie schon, doch dann besann sich Sienna und ging eben allein in den Pool. Ihre Mutter gesellte sich zu ihr, nachdem diese Eric zum Mittagschläfchen hingelegt hatte.
Als dann auch noch ihr Papa zu ihnen stieß und ebenfalls in den Pool sprang, hatte Sienna die Enttäuschung über die geplatzte Verabredung schon fast wieder vergessen.
Am Abend klingelte das Telefon. Bella hatte sich schon fürs Bett umgezogen und war nur noch einmal nach unten gegangen, um sich ein Glas Wasser zu genehmigen.
Sie war verwundert, als sie sich meldete und Matteo am anderen Ende vernahm. Es war doch eine ungewöhnliche Uhrzeit, denn dort in Monte Vista war es gerade Mittagszeit und Matteo war da meist schon bei der Arbeit.
An seinem Tonfall erkannte sie jedoch schnell, dass etwas nicht in Ordnung war und erkundigte sich, was los sei.
Mit der dann folgenden Nachricht hatte sie allerdings so gar nicht gerechnet. Matteo musste seine Schwester über den Tod ihres Vaters informieren. Er hatte ihn vor etwa einer Stunde im Schlafzimmer gefunden und da sei er bereits tot gewesen.
Bella war bestürzt. Das konnte doch nicht wahr sein. Ihr geliebter Papa! Warum so plötzlich. Kaum hatte sie das Telefonat beendet, fing sie zu weinen an. Sie machte sich furchtbare Vorwürfe, dass sie ihn nicht einmal mehr gesehen hatte. Immer wieder hatten sie einen Besuch geplant und doch verschoben, weil Marc einen Auftritt hatte und sie mit den Kindern nicht allein fliegen wollte.
Nun war es zu spät. In stiller Verzweiflung verbarg sie ihr Gesicht in ihren Händen und weinte hemmungslos weiter, bis keine Tränen mehr kamen und sie nur noch wie in Trance ins Bett schlich.
Zwei Tage später feierte Sienna ihren Geburtstag. Bella hatte die Feier nicht abgesagt, denn sie hatte es nicht übers Herz gebracht, Sienna so zu enttäuschen. Den Flug nach Monte Vista, wo in wenigen Tagen die Beerdigung stattfand, hatte sie bereits gebucht. Sie würde allerdings allein dorthin fliegen und Marc mit den Kindern zuhause bleiben.
Sienna hatte ein paar Klassenkameraden eingeladen, die das Geburtstagskind ordentlich beklatschten, als dieses die Kerzen ausblies.
Gespannt warteten sie, bis die Alterung begann. Schon funkelte es los…
Auch im Teenageralter konnte Sienna ihre Mutter nicht verleugnen. Sie waren sich wie aus dem Gesicht geschnitten.