
Wenn man das Gesicht sah, das Nino machte als er Daniele umarmte, hätte man meinen können, es wäre ein Abschied für immer. Dabei wollte dieser doch „nur“ das heimische Nest verlassen, um an der Universität zu studieren.
Auch Melody machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter und das zog auch Danieles Laune etwas nach unten, obwohl er sich doch eigentlich darauf freute. Er war schon sehr gespannt, was ihn an der Uni erwartete.
Laut schluchzend nahm Melody Abschied, umarmte Daniele und ging dann in den Garten, weil sie keine weiteren Abschiedsszenen mehr miterleben wollte.
Als Danieles Telefon klingelte, nahm er ab und erwartete bereits, dass Alessandro ihn auch noch „volljammern“ würde. Doch der war es nicht.
Stattdessen meldete sich ein früherer Klassenkamerad, der Daniele angeboten hatte, ihn mitzunehmen. Dessen Vater besaß nämlich ein großes Auto, wo auch alles ohne Probleme hineinpassen würde, was sie mitnehmen wollten. Irgendwie war es schon wie ein kleiner Auszug von zuhause, wenn auch nur ein zeitweiser.
Melody hatte sich wieder beruhigt und kam dann schließlich doch noch bis zum Auto mit, drückte Daniele einen Kuss auf die Wange und unterdrückte tapfer weitere Tränen, die aus ihren Augen zu kullern drohten. Sie blieb so lange an der Straße stehen, bis das Auto nicht mehr zu sehen war.
Als er in der Stadt, wo sich die Uni befand, ankam, war Daniele sprachlos. So viel Schnee hatte er sein ganzes bisheriges Leben nicht gesehen. Natürlich war der sonnenverwöhnte
junge Mann auf diese Witterung nur unzureichend vorbereitet, weshalb er erst Mal in die nächste Boutique ging, um sich dort eine anständige Winterjacke zu kaufen.
Dann ließ er sich zu seinem neuen Zuhause fahren. Da Alessandro ihm so vieles von der Uni berichtet hatte und vor allem die hygienischen Zustände erwähnt hatte, die teilweise in den Verbindungsheimen herrschten, hatte er seine Eltern überredet, ein wenig mehr Geld in die Hand zu nehmen und ein kleines Häuschen zu mieten. Sehr viel teurer war das nicht und er konnte in Ruhe studieren, lernen und vor allem sauber wohnen.
Trotzdem hatte er ein merkwürdiges Gefühl, als er so vor der Treppe stand, die ihn zur Haustüre führen sollte.
Die Einrichtung im Haus war nicht sonderlich nobel. Das hatte er aber auch gar nicht erwartet, immerhin hatten hier schon einige Studenten gehaust. Trotzdem war alles sauber und aufgeräumt. In einem Bücherregal fand er auch gleich ein Buch, das er sofort lesen wollte.
Er wurde allerdings vom Klingeln seines Handys unterbrochen. Seine Mutter Melody wollte wissen, ob er gut angekommen war und ob alles in Ordnung sei, mit der Übergabe der Schlüssel alles funktioniert hatte. Er konnte sie beruhigen und erwähnte, dass er später noch eine Einführungsveranstaltung hätte, weshalb er aufhören müsse.
Direkt nach dem Telefonat ging er los und kam gerade noch rechtzeitig an, bevor der Vortrag begann. Es wurde allerlei Wissenswertes für die neuen Studenten gesagt und einige nützliche und weniger nützliche Dinge verteilt.
Außerdem wurden verschiedene Unterrichtsmaterialien ausgehändigt. Da Daniele Medizin studieren wollte, bekam er zusätzlich zu seinen Büchern noch ein Skelett, um in Anatomie besser zu werden. Da er im Haus allerdings nicht so viel Platz hatte, stellte er den Knochenmann einfach auf die Terrasse.
Es war aber kein einfaches Skelett auf einer Halterung. Nein, es war ganz modern und es gab eine Fernbedienung dafür. Wenn man diese anschaltete, wurde der Knochenmann zu neuem Leben erweckt. Etwas komisch war das für Daniele schon, als er das Skelett einschaltete und dieses prompt den Kopf zu ihm herüberdrehte und ihn anzugrinsen schien.
Dann machte er sich aber daran, alles auszuprobieren und war sehr fasziniert von den vielen Möglichkeiten. Er konnte es sogar so einstellen, dass es aussah, als würde das Gerippe rennen. Dabei beobachtete er die einzelnen Bewegungsabläufe.
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