
Sara kam sich vor wie ein Spürhund, der einer Fährte folgte, unerbittlich, unnachgiebig. Bis sie die Insel jedoch endlich ausgemacht hatte, war es Nacht geworden. Unschuldig glitzerte das Wasser des Flusses Sara im Lichte des Vollmondes an. Nachdenklich blieb sie am Ufer stehen, kein Weg, kein Steg führte zu der kleinen Insel im Fluss.
Es blieb Sara nichts anderes übrig, als ins Wasser zu steigen. Doch im Gegensatz zum warmen Sumpfwasser war das Wasser des Flusses eisig kalt.
Anne hatte die Liebe ihrer Mutter an ihre Kinder und Schüler weitergegeben. Es machte Sara ein wenig wehmütig, da sie nie die Liebe einer Mutter kennengelernt hatte.
Als das Flüstern erneut erklang, war Sara nicht verwundert, irgendwie hatte sie es gespürt, dass es darauf hinauslaufen würde.
Mit zögernden Schritten ging Sara auf den Brunnen zu. Sie konnte Edith schon von Weiten erkennen, doch jene schien dieses Mal in keiner besonders guten Stimmung zu sein.
Normalerweise ging Sara wütenden Geistern aus dem Weg. Wird Edith sie überhaupt wiedererkennen?
Nun Edith erinnerte sich noch sehr gut an Sara und das im positiven Sinne.
Als Sara Alice erwähnte, klang Edith sowohl traurig als auch frustriert.
Vorsichtig erkundigte sich Sara, was es mit dem Brunnen auf sich habe.
Ediths Antwort klang sehr lakonisch und eher wie eine Betriebsanleitung, als wie das, was Sara eigentlich wissen wollte. Doch wollte sie Ediths Gemüt nicht weiter in Aufruhr bringen. Mit wütenden Geistern ist nicht gut Kirschen essen.
Wieder zurück erzählte sie Alice alles, was sie in Erfahrung bringen konnte.
Wieder weinte Alice heftig, doch dieses Mal waren es Tränen der Dankbarkeit.
So glücklich hatte Sara Alice noch nie gesehen, sie hatte es geschafft, Alice tatsächlich aufzumuntern.
Jetzt aber nichts wie nach Hause und eine Kleinigkeit essen.
Anschließend schlüpfte Sara unter die Bettdecke und streckte sich auf der Matratze aus. Es kam ihr wie eine kleine Ewigkeit vor, dass sie das letzte Mal in einem Bett geschlafen hatte. Ein aufregender Tag ging zu Ende.