Es war ein wundervoller Tag in Sunlit Tides, als gegen Mittag ein oranger Umzugswagen in die Straße einbog. Er fuhr die lange Straße entlang und kam schließlich vor dem Haus der Familie de Monte zum Stehen.
Aus diesem stieg Alessandro, der von der Uni nach Hause kam. Endlich, nach endlosen Monaten konnte er hier wieder er selbst sein, denn auf der Uni war er nie wirklich heimisch geworden, egal wie lange er geblieben war.
Mit dem Koffer in der Hand öffnete er das Gartentor und betrat den Weg, den er seit seiner Kindheit so oft gegangen war. Heute allerdings mit einem etwas mulmigen Gefühl.
Unten stellte er seinen Koffer im Eingangsbereich ab und rief nach seinen Eltern. Seine Mutter war offenbar gerade nicht zuhause, allerdings hörte er die Stimme seines Vaters aus dem elterlichen Schlafzimmer, wo dieser sicher wieder am Computer saß und arbeitete.
Natürlich hatte Alessandro Recht mit seiner Vermutung. Sein Vater war das absolute Vorbild, ein Workoholic wie er im Buche stand, was die ganze Sache für ihn nun nicht einfacher machte.
Zunächst jedoch schloss er seinen Vater in seine Arme. Diese fühlte sich unheimlich gut an und so fasste er all seinen Mut zusammen und erzählt seinem Vater vom gescheiterten
Studium. Die Prüfungen hatte er vollständig verhauen, obwohl er seiner Meinung nach genügend gelernt hatte.
Dann kam Melody nach Hause und Alessandro begrüßte sie vor dem Haus. Er wollte auch ihr die schlechten Nachrichten so schnell wie möglich überbringen, um es zügig hinter sich zu bringen.
Die Testergebnisse hatte er in einem Umschlag stecken und überreichte Melody nach einer knappen Erklärung das Dokument.
Nachdem sein Vater relativ cool auf seine Beichte reagiert hatte, war er über die Reaktion seiner Mutter ein wenig überrascht. Diese warf ihm vor, sich nicht genügend ins Zeug gelegt zu haben und sich offenbar keine Gedanken über seine Zukunft zu machen.
Irgendwie verstand er seine Mutter und ihren Ärger. Bevor er zum Studium aufgebrochen war, hatte er monatelang gegrübelt, was er nach der Schule anstellen sollte. Das hatte sie schließlich auch mitbekommen und warf ihm nun indirekt vor „nur zum Spaß“ zur Uni gegangen zu sein.
Doch das wollte Alessandro so nicht auf sich sitzen lassen, denn er hatte gelernt und sich angestrengt. Doch offenbar hatte es nicht gereicht. Melody hatte jedoch keine Lust ihm weiter zuzuhören und ging ins Haus, wo sie sich ein Bad einließ.
Einige Tage später versuchte es Alessandro erneut und hoffte, dass sie nicht mehr sauer sein würde, wenn sie seine weiteren Pläne hören würde.
„Hey Mum, du musst dir keine Sorgen um mich machen. So ein Studienabschluss ist nicht alles!“
Als sie nur schwer seufzte, nahm Alessandro seine Mutter, die für ihn doch nur das Beste wollte, an den Armen. Ihm war klar, dass sie befürchtete, er habe sich seine Zukunft komplett verbaut und deshalb erklärte er ihr, dass er nach Bridgeport gehen werde. Er hatte in der Zeitung gelesen, dass dort Leute für das Filmgeschäft gesucht werden. Dabei war es offenbar sogar egal, ob diese ein abgeschlossenes Studium hatten oder nicht.
Auch wenn Melody noch immer enttäuscht war, dass Alessandro diese wichtige Chance vertan hatte und offenbar auch keine Anstalten machte, ein weiteres Semester zur Uni zu gehen, war sie froh, als sie hörte, dass er sich dennoch über seine Zukunft Gedanken gemacht hatte.
„Na gut, wenn du meinst, dass du mit dieser Entscheidung glücklich wirst, dann will ich es auch sein.“ Sie versuchte, ein ehrliches Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
Sie ging nach draußen und schwamm einige Runden im Pool. Es tat ihr gut und so konnte sie einen klaren Kopf bekommen. Dass Alessandro nach Bridgeport ziehen wollte, bedeutete natürlich auch, dass somit ihr erstes Kind das Nest verließ.
Nach dem Schwimmen legte sich Melody noch einige Zeit auf eines der Outdoor-Betten und dachte weiter darüber nach was Alessandro zu ihr gesagt hatte.
Und während sie dort lag, brach die Nacht über Sunlit Tides herein.