Wieder war Sarah bei Alessandro zuhause, um mit ihm Französisch zu pauken. Nebenher machte sie selbst auch ihre Hausaufgaben. Seit die beiden zusammen lernten, hatte sich Alessandro tatsächlich ein wenig verbessert. Viel war es zwar nicht, aber immerhin stand er nun nicht mehr auf der Kippe.
Lange würde das Schuljahr nun nicht mehr dauern und bald standen die Abschlussprüfungen an. Alessandro, der sonst was die Schule betraf, immer völlig entspannt war, wurde nun doch ein wenig von Gewissensbissen geplagt.
Er hatte keinen blassen Schimmer, was er denn nach der Schule machen sollte. Sollte er tatsächlich zur Uni gehen? Seine Noten waren nun nicht so berauschend, aber ins Berufsleben zu starten konnte er sich auch nicht vorstellen, zumal er nicht wusste, was er denn überhaupt werden wollte.
Alessandro wollte sich Rat bei Sarah holen und fragte sie, ob sie schon Pläne für ihre berufliche Zukunft hatte.
Na klar, hatte Sarah Pläne. Sie hatte ganz genaue Vorstellungen, was sie in ein paar Wochen machen würde, wenn sie ihr Abschlusszeugnis in der Tasche hatte.
Natürlich würde sie die Uni besuchen und studieren. Sie wollte Ärztin werden und ihre Noten waren so gut, dass sie sich ein volles Stipendium erarbeitet hatte.
Den besagten Test hatte Alessandro bislang immer aufgeschoben. Eigentlich konnte er sich schon ausmalen, wie das Ergebnis ausfallen würde.
Als Sarah nach Hause gegangen war, nahm er das Klemmbrett, auf dem der Eignungstest befestigt war, den das Uni-Maskottchen ihm an seinem Geburtstag gebracht hatte.
Die Fragen waren teilweise ganz schön kniffelig und Alessandro überlegte angestrengt. Zwischendurch schwankte er. Sollte er den Test überhaupt machen? Würde dieser ihm nicht noch einmal seine Schwächen aufzeigen? Das bekam er jedoch auch ständig von seinen Lehrern vorgehalten.
Wie es zu erwarten war, war das Ergebnis des Eignungstestes sehr durchwachsen. Obwohl er es insgeheim gewusst hatte, war Alessandro enttäuscht, dass er kein Stipendium erhalten würde.
Seine Noten waren einfach zu schlecht und seine Fähigkeiten auf den einzelnen Gebieten nicht sehr ausgeprägt. Das warf erneut die Frage auf, was er denn nun eigentlich studieren sollte, sollte er auf die Uni gehen…
Er war gefrustet und versuchte sich abzulenken. Er rief sich ein Taxi, das ihn zum öffentlichen Schwimmbad von Sunlit Tides bringen sollte. Dort wollte er einige Bahnen schwimmen, um sich wieder zu beruhigen. Seine Eltern wären sicher enttäuscht über das Ergebnis des Testes, andererseits erwarteten sie von ihm nicht viel. Zumindest dachte er das…
Im Schwimmbad angekommen, traf er auf Sarahs ältere Schwester Candice. Als sie den geknickten Alessandro sah, sprach sie ihn an und fragte ihn, was denn los sei. Er erzählte ihr, dass er einen Eignungstest für die Uni gemacht habe und das Ergebnis alles andere als zufriedenstellend war.
Candice versuchte ihn ein wenig aufzumuntern. Falls er nach seiner Schwimmeinheit noch nicht nach Hause wolle, könne er ja noch bei ihnen zuhause vorbeisehen. Sarah würde sich bestimmt freuen.
Alessandro ließ sich aber von seinem ursprünglichen Vorhaben nicht abbringen und schwamm ein paar Runden im Pool. Dabei hing er seinen Gedanken nach. Was sollte er nach der Schule nur machen? Vermutlich würde er sich einem Studien- oder Berufsberater vorstellen müssen. Ohne Unterstützung würde er das bestimmt nicht hinbekommen.
Tatsächlich zog es ihn, nachdem er das Schwimmbad verlassen hatte, zu Sarah. Er konnte nicht sagen warum. Es war einfach so. Er hatte sie bisher noch nie besucht, wusste aber, wo sie wohnte.
Er wies den Taxifahrer an, ihn zur genannten Adresse zu bringen. Als er klingelte, öffnete ihm Sarah die Tür. Sie schien angenehm überrascht zu sein. Offenbar hatte ihre Schwester ihr nicht erzählt, dass sie ihn getroffen hatte.
„Na, was machst du denn hier, Alessandro? Das ist aber eine schöne Überraschung. Ist alles okay?“ Sarah war ziemlich aufgeregt. Nun ja, sie war schon ein bisschen verknallt in Alessandro und war nun ziemlich nervös, denn er hatte sein T-Shirt nach dem Schwimmen nicht angezogen und stand nun mit nacktem Oberkörper vor ihr.
Aus einer Laune heraus nahm Alessandro Sarahs Hände in seine. Sarah stockte der Atem. Hatte er etwa auch Gefühle für sie? - Tatsächlich wusste dieser auch nicht, warum er ihre Hände genommen hatte. Das alles verwirrte ihn.
Sehnsüchtig wartete Sarah darauf, was Alessandro gleich sagen würde und wurde enttäuscht, denn ihr Nachhilfeschüler lud sie lediglich zu seiner Geburtstagsfeier ein, die am darauffolgenden Wochenende stattfinden würde.
Bei bestem Pool-Party-Wetter wurden die Tische aufgebaut, auf denen neben dem Buffet für das Essen auch die Geburtstagstorte Platz finden sollte. Melody hatte sich selbst wieder einmal übertroffen und einige leckere Dinge in der Küche gezaubert.
Die Schokotorte, die sich Alessandro gewünscht hatte, war auf einem Beistelltischchen platziert worden, kurz nachdem die ersten Gäste eingetroffen waren.
Natürlich hatten es sich auch Melody und Nino nicht nehmen lassen Alessandros Gäste zu begrüßen. Schließlich kannten sie die meisten bereits seit Jahren, waren sie doch ständige Begleiter in Alessandros Leben gewesen und drückten noch wenige Tage mit ihm die Schulbank.
Bald würden sie in die Welt hinausgehen, um ins Berufsleben zu starten. Nino versuchte sich zu erinnern, welche Gefühle er damals hatte - es war schon so lange her. Im Gegensatz zu seinem Sohn hatte er damals genaue Vorstellungen gehabt, wie seine Zukunft aussehen sollte.
Damit das Essen nicht allzu lange in der Hitze stand und der Geburtstagskuchen in der Sonne dahinschmolz gingen alle nach draußen. Nino hatte die Kerzen auf der Torte angezündet, die Alessandro gerade unter dem Beifall der Gäste ausgeblasen hatte. Schon begann die sims-übliche Alterung.
Auch Sarah und ihre Schwester waren zu Alessandros Party gekommen. Sarah hoffte darauf, dass sich doch noch etwas zwischen ihnen entwickeln würde. Sie konnte nicht
ahnen, dass Alessandro derzeit keine Bindung eingehen wollte. Er war so froh von nun an selbst entscheiden zu können, wann er was und mit wem anstellte. Da hatte er keine Lust sich eine feste Freundin anzulachen.
Nun war Alessandro also erwachsen. In wenigen Tagen bekäme er sein Abschlusszeugnis und er hatte sich zwischenzeitlich dazu entschlossen, erst Mal zur Uni zu gehen, bis er endlich wusste, was er mit seinem Leben anfangen wollte.
Das Beratungsgespräch mit dem Studienberater war für den nächsten Tag terminiert und er war schon gespannt, was dabei wohl herauskommen würde. Doch jetzt wollte er erst noch Party machen.