Daniele war genervt. Seine Noten waren in Französisch dermaßen abgesackt, so dass ihm seine Eltern Nachhilfestunden aufgebrummt hatten. Nun saß er hier über seinen Aufgaben, während sich seine Kumpels einen schönen Nachmittag am Strand machten.
Sarah, seine "Nachhilfelehrerin", ein Mädchen aus dem Leistungskurs, war ebenfalls alles andere als begeistert. Es half jedoch nichts, denn das Geld, das sie von Danieles Eltern erhielt, konnte sie gut gebrauchen. Schließlich wollte sie bald den Führerschein machen und sich einen kleinen Flitzer kaufen.
Nun saßen die beiden Teenager da und versuchten, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig. Also konzentrierte sich Daniele so gut es ging, um die gestellten Aufgaben zu lösen.
Sarah setzte sich zu ihm und ließ ihn zunächst selbständig arbeiten.
Als ihm das jedoch nicht gelingen wollte, erklärte Sarah Daniele Schritt für Schritt, damit er selbst auf die Lösung kam. Doch heute wollte es nicht gelingen. Ihm wollten die Worte nicht einfallen.
Während Daniele sich durch den Text quälte, den er übersetzen sollte, schrieb Sarah ihn auf ihrem eigenen Block einfach nieder. Sie war in Französisch ein Ass, so dass sie die Übersetzung in wenigen Minuten erledigt hatte.
Irgendwann hatten sie abgebrochen. Die restlichen Familienmitglieder waren nach und nach hinzugekommen und hatten sich zu ihnen an den Tisch gesetzt. Daniele bot Sarah ein Stück Torte an, das sie dankend annahm.
„Was macht die Nachhilfe?“ Nino war neugierig, ob Daniele bereits Fortschritte machte. „Es geht ganz gut,“ log Daniele. Sarah saß nur regungslos da und betrachtete ihren „Schüler“. Dennoch sagte sie nichts, denn sie wollte ihm nicht in den Rücken fallen. Sie mochte Daniele - sogar ziemlich gerne.
Obwohl es bereits spät am Nachmittag war, hatte Nino Daniele noch erlaubt zu seinen Kumpels an den Strand zu gehen. Alessandro war mitgekommen und beide hatten ihre Surfbretter zum Windsurfen mitgenommen.
Als sie am Strand angekommen waren, hatten sie jedoch feststellen müssen, dass Danieles Freunde nicht mehr da waren.
Das ließ die Brüder jedoch kalt. Nun waren sie schon mal hier und das wollten sie auch ausnutzen.
Obwohl sie nicht oft zum Windsurfen kamen, machten sich beide recht gut auf den Brettern. Daniele sauste über das Wasser und er genoss das Gefühl von Freiheit, das sich dabei in ihm ausbreitete.
Alessandro folgte Daniele in einigem Abstand. Es war einfach großartig, welche Möglichkeiten sich hier in Sunlit Tides durch das fast immer gute und warme Wetter boten. Da verwunderte es nicht, dass ihre Cousins und Cousinen im fernen Apaloosa Plains und in Sunset Valley recht neidisch waren. Dafür gab es hier jedoch nie Schnee. Auch zu Weihnachten nicht.
Was jedoch alle Orte gemeinsam hatten, war der Umstand, dass überall der Tag zu schnell zu Ende ging, wenn man etwas unternahm, das einem Spaß machte. Auch hier wurde es dunkel und das bedeutete nach Hause gehen zu müssen, bevor die Nacht hereinbrach.
Am nächsten Tag ging Melody hinunter zum Strand. Da sie erst später am Tag zur Arbeit musste, nutzte sie die Zeit, in der ihre Kinder in der Schule waren, um sich etwas zu entspannen. Seit kurzem hatten sie eine Haushaltshilfe engagiert, so dass sie sich auch nicht mehr allein um das große Haus kümmern musste.
Melody war nach wie vor eine Wasserratte und schwimmbegeistert. Fröhlich spritzte sie das Meerwasser in die Höhe und ließ es auf sich herabregnen.
Dann lief sie weiter ins Meer hinein, um ein wenig zu schwimmen.
Außerdem hatte sie ihren Schnorchel und die Taucherbrille dabei, mit denen sie sich unter der Wasseroberfläche umsehen konnte. Einen richtigen Taucherkurs zu belegen hatte sie leider zeitlich noch nicht geschafft und so begnügte sie sich damit, mit Schnorchel und Schwimmflossen das Meer zu erkunden.
Da entdeckte Melody tatsächlich etwas in dem seichten Wasser. Sie griff danach und hatte Sekunden später einen wunderschönen Seestern in ihrer Hand. Diesen wollte sie Nino später mit nach Hause bringen, der ihn sicherlich mit seinem Analysegerät untersuchen würde.
Ja, Nino war - wie so oft, wenn er zuhause arbeitete - an seinen Laborgeräten zu finden. Dabei war er so vertieft, dass er meist nichts um sich herum mitbekam. Er hatte am frühen Morgen seine Pflanzen im Garten gepflegt und dabei einige Proben genommen.
Diese steckte er nun, eine nach der anderen, in das Gerät, um die Analyse automatisch zu starten. Die Ergebnisse schrieb er in seinem Computer nieder und stellte enttäuscht fest, dass es keine neuen oder sensationellen Erkenntnisse gab.