Gianna hatte gerade das Bad fertig geputzt, als ihr Blick in den Spiegel fiel. Ihre trüben Gedanken kamen in letzter Zeit immer häufiger auf und obwohl sie mit der Entscheidung, ihre Arbeit zu kündigen, sehr zufrieden war, grübelte sie sehr viel über ihre derzeitige Situation.
Richard hatte Laura bereits vor Wochen versprochen, ihr das Fahren beizubringen. Immer wieder hatten sie es verschoben, doch heute wollte er sein Versprechen endlich einlösen.
Laura hatte es sich bereits hinter dem Steuer ihres neuen Wagens bequem gemacht und wartete ungeduldig auf ihren Vater, der gespannt neben ihr auf dem Beifahrersitz Platz nahm und den Sicherheitsgurt anlegte.
Richards Bedenken erwiesen sich aber als unbegründet, denn Laura stellte sich beim Autofahren recht geschickt an und so entspannte er sich zusehends. Laura war ebenfalls froh, dass ihr Vater nicht allzu viel auszusetzen hatte, so würde sie bald ihre Fahrprüfung ablegen können.
Als sie von der Fahrstunde zurück waren, wippte Richard mit seiner kleinen Tochter Lisa. Dazu kam er leider viel zu selten, denn er musste immer wieder Vorlesungen an der Schule halten und kam daher häufiger erst spät am Abend nach Hause. Dann hatte er meist keine Lust mehr oder war zu müde, um noch mit seinen Kindern herumzutoben.
Deshalb genoss es Lisa umso mehr, wenn ihr Papa sich ein wenig Zeit für sie nahm. Irgendwann wurde es jedoch draußen zu frisch, so dass sich Lisa und Richard nach drinnen begaben, wo Gianna gerade das Abendessen fertiggekocht hatte.
Als das Geschirr vom Abendessen bereits weggeräumt war, schlich Marco gerade die Treppe nach oben. Er hatte sich verspätet und war bereits darauf gefasst, was ihn gleich erwarten würde. Es dauerte auch nicht lange, da wurde er von seinem Vater in die Mangel genommen.
„Was soll das?“ funkelte Richard seinen Sohn zornig an. „Du hast ein Handy und kannst uns Bescheid geben, wenn du dich verspätest.“
Als Marco nur lapidar mit den Schultern zuckte, brannte bei Richard die Sicherung völlig durch. Wutentbrannt verhängte er Hausarrest und schickte ihn ohne Abendessen ins Bett.
Laura war nach ihrer Fahrstunde bei einer Freundin gewesen und hatte sich dort eine neue Frisur verpassen lassen. Nun trug sie ihre Haare in zwei Zöpfen geflochten.
Am Abend las Laura ihrer kleinen Schwester aus einem Buch vor. Sie hatte mitbekommen, dass ihr Papa mit Marco beschäftigt war und sich deshalb schnell mit Lisa in deren Zimmer zurückgezogen.
Nachdem alle Familienmitglieder der Familie Stark in ihre Betten gegangen waren und das Licht im Haus erloschen war, schlich sich eine dunkle Person auf das Grundstück und beäugte die Vielzahl der Fahrzeuge, die hier stand.
Sie schien nichts Gutes im Schilde zu führen, denn plötzlich zog die Person einen großen Sack hervor, grinste hämisch und ging auf Marcos Roller zu, der angekettet neben der Mülltonne stand.
Schon ging es los. Lachend hielt die dunkle Gestalt den Sack auf und wie von Zauberhand verschwand der Motorroller in dem Sack.
Leise schlich die Person an der Garage vorbei und in Richtung Haustüre. Offenbar schien die gerade gestohlene Beute noch nicht ausreichend zu sein.
Die Haustüre war offenbar kein Problem für die Diebin, denn schon schlich sie weiter in Richtung der Treppe, die sie von der oberen Etage noch trennte. Kaum war die Tür jedoch
wieder ins Schloss gefallen, schrillte die Glocke der Alarmanlage auf. Ertappt blieb die unbekannte Frau wie angewurzelt stehen.
Es dauerte auch nicht lange, da erschien schon die Polizei vor dem Haus der Familie Stark, deren Bewohner durch den Lärm der Alarmanlage ebenfalls aufgeschreckt worden war und ihre Betten verlassen hatte.
Die Polizistin stürzte sich auf die Diebin, die verzweifelt versuchte, sich zur Wehr zu setzen.
Offenbar war die Polizistin im Nahkampf jedoch besser erprobt. Sie brüllte die maskierte Frau an, sich ruhig zu verhalten und die Hände auf den Rücken zu nehmen. Nach einem weiteren Gerangel – die Diebin hatte keine Lust die Nacht im Gewahrsam zu verbringen – hatte die Unbekannte jedoch keine Chance.
Sie musste schließlich einsehen, dass weiterer Widerstand zwecklos war, nahm die Hände hinter den Rücken und ließ es wortlos geschehen, dass ihr die Handschellen angelegt wurden. Noch immer heulte die Alarmanlage und man konnte kein Wort verstehen. Als
sich Gianna endlich aus der Schockstarre lösen konnte, gab sie den Code ein, der das Gerät endlich zum Verstummen brachte.
Die Polizeibeamtin brachte die Verhaftete nach draußen zu ihrem Dienstfahrzeug. Sie wollte sich drinnen noch einmal davon überzeugen, dass auch nichts weiter gestohlen worden war. Den Roller hatten sie bereits wieder an seinen Platz gestellt.
Richard hatte inzwischen bereits nachgesehen, ob weitere Wertgegenstände verschwunden waren und konnte so der Polizistin sagen, dass alles noch da war.
Die Nacht war schon beinahe wieder vorbei, als alle wieder friedlich in ihren Betten lagen und weiterschlafen konnten.
Sie waren deshalb froh, dass am nächsten Tag Samstag war und niemand von ihnen zur Arbeit oder zur Schule musste.
Stattdessen hatte Lisa Geburtstag und konnte sich natürlich darauf verlassen, dass ihre Mutter trotz der ganzen Aufregung nicht vergessen hatte, einen Kuchen für sie zu backen.
Sie hatte schnell die Kerzen ausgeblasen, denn sie wollte nicht mehr länger auf die Alterung warten. Endlich würde sie wie ihre Geschwister ein Teenager sein und davon versprach sie sich ziemlich viel.
Endlich ging es los. Die Alterung setzte ein…
… und Lisa wurde ein hübscher Teenager, der neugierig auf alles Neue war.