Bella hielt Sienna auf dem Arm und wartete ab, bis ihre Tochter soweit war. Sienna war ganz aufgeregt, denn bald durfte sie in die Schule gehen. Darauf freute sie sich so sehr, dass sie in der Nacht kaum geschlafen hatte.
Die Kleine beugte sich zum Ausblasen der Kerzen so weit vor, dass Bella Schwierigkeiten hatte, sich auf dem Arm zu halten. Das kostete ziemlich viel Kraft und Bella fragte sich, weshalb sie eigentlich Sienna hielt und das nicht Mark getan hatte.
Als sie von Bella auf dem Boden abgesetzt worden war, tänzelte Sienna im Kreis. Kleine Glitzersternchen umhüllten sie und es kitzelte sie an ihrem kleinen Stupsnäschen. Sienna musste kichern, so lustig fühlte es sich an.
Dann war die Alterung vollbracht und Sienna zum Schulkind herangewachsen. Die blauen Haare, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, hatte sie natürlich nach wie vor.
Bella und Mark hatten im obersten Stockwerk des Hauses eines der schönsten Zimmer durch Handwerker herrichten lassen. Diese hatten ganze Arbeit geleistet und den einst so tristen Raum in ein wahres Mädchen-Paradies verwandelt.
Zufrieden und glücklich und voller Vorfreude auf ihren ersten Schultag kletterte Sienna am Abend in ihr neues Bett. Was sie wohl träumte?
Viel zu schnell war die Nacht vorbei und Sienna musste sich für die Schule fertig machen.
Schlaftrunken kam sie nach unten, um ihr Frühstück einzunehmen, während es draußen noch immer recht dunkel war. Die großen Scheiben am Haus waren beschlagen, da es draußen so kalt war, also musste sie sich gut einpacken, um nicht zu frieren.
Bald schon kam der Schulbus vorgefahren und der Fahrer tat seine Ankunft durch lautes Hupen kund. Da Familie Miller so weit außerhalb der Stadt wohnte, war Sienna die Erste, die abgeholt wurde.
Mit einem mulmigen Gefühl bestieg Sienna den Bus, grüßte den Fahrer und setzte sich in seiner Nähe auf den Sitzplatz am Fenster. Sie war nun furchtbar aufgeregt, freute sich
aber, bald schon ganz viele Freunde zu haben. Davon war sie zumindest überzeugt. Als Einzelkind kam sie sich manchmal recht verlassen vor und war nun froh, endlich andere Kinder kennenzulernen. Ihre Cousins und Cousinen wohnten viel zu weit entfernt, als könnte man sie regelmäßig besuchen. Das fand sie sehr schade.
Mark spielte am Flügel ein neues Stück, dessen Noten er vor kurzem in der Buchhandlung gekauft hatte. Es war keine große Schwierigkeit das neue Lied zu lernen und schnell hatte er es durchgespielt.
Dabei vergaß er – wie so oft, wenn er am Flügel saß – die Zeit. Eigentlich hätte er nämlich noch andere Dinge zu erledigen, doch als er endlich aufblickte und auf die Uhr sah, war es dafür schon wieder zu spät und Sienna kam bereits aus der Schule nach Hause.
Nach dem Essen, das Mark extra für sie gemacht hatte, setzte sich Sienna an ihren neuen Schreibtisch und machte zum ersten Mal in ihrem Leben Hausaufgaben. Draußen wurde es bereits wieder dunkel.
Die erste Euphorie, die sie gespürt hatte, als sie morgens den Bus bestieg, war verschwunden. Menno, warum hatte sie schon am ersten Tag Hausaufgaben auf? Da hätten die Lehrer doch echt noch warten können. Naja, alles Jammern half nichts und als pflichtbewusste Schülerin wollte sie auch auf gar keinen Fall am nächsten Tag ohne erledigte Hausaufgaben in der Schule auftauchen.