Mark sah zu Bella hinüber, die in letzter Zeit fast nur noch an ihrer Staffelei anzutreffen war, während er sanft die Tasten des Flügels anschlug. Sie kam ihm sehr verändert vor und er konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Verhalten ausschließlich auf den Verlust des Haustieres zurückzuführen war.
Es musste noch etwas anderes sein, das sie belastete, doch er hatte keine Erklärung dafür. Nachdenklich spielte er weiter und überlegte fieberhaft, mit was er seiner Frau eine Freude machen könnte.
Am Abend sah er, dass sein Handy blinkte und ihm damit signalisierte, dass er eine Textnachricht erhalten hatte. Es war ein alter Bekannter von Marc, der ihn bat, sich doch bei ihm zu melden, wenn er die Zeit dafür hätte.
Mark war zu neugierig, um bis zum nächsten Morgen zu warten, also rief er zurück, obwohl es wirklich schon ziemlich spät war. Er hatte Glück und sein Anruf wurde entgegengenommen. Sein Freund hatte eine Neuigkeit für ihn, die er sofort mit Bella besprechen wollte.
Diese war gerade von einem Auftritt zurückgekommen und war überrascht, dass Mark noch nicht im Bett lag. Der war allerdings viel zu aufgeregt, um ein Auge auch nur im Ansatz zuzubekommen.
"Stell dir vor die Coopers sind weggezogen. Ich habe gerade mit Peter telefoniert, der mir sagte, dass das Haus zum Verkauf steht." Das Cooper-Anwesen! Bella lächelte verträumt, denn sie wusste, auf was Mark hinauswollte.
Und so kam es, dass Mark mit Bella und Sienna am nächsten Morgen zu einer Hausbesichtigung aufbrachen und das besagte Objekt unter die Lupe nahmen.
Das Haus war wie das jetzige sehr modern gehalten und wahnsinnig großzügig geschnitten. Auch wenn einige der Räume gewöhnungsbedürftig eingerichtet waren, so waren sich Bella und Mark recht schnell sicher, dass sie dieses Haus tatsächlich kaufen wollten.
Das Geld dafür aufzubekommen war für die beiden Musiker überhaupt kein Problem und so wurden bald die Verträge unterschrieben und das "alte" Haus zum Verkauf inseriert.
Nur wenige Wochen später war es soweit und Familie Miller konnte das neue Traumhaus beziehen. Sie hatten sich dazu entschlossen, das Haus mit all seinen Möbeln zu kaufen und diese – sofern sie ihnen nicht gefielen – erst nach und nach zu ersetzen.
Die Möbel im alten Haus hatten sie, bis auf wenige Ausnahmen, zurückgelassen.
Im neuen Haus angekommen zündete Mark zuerst ein Feuer im Kamin an. Sienna saß in sicherer Entfernung auf dem Boden und spielte. Da sie offenbar nicht beschäftigt werden wollte, holte sich ihr Vater ein Buch aus dem Regal.
Er musste kurz überlegen, wo er das Buch lesen wollte. Es gab mehrere Möglichkeiten im neuen Heim sich mit einem guten Buch zurückzuziehen.
Mark entschied sich dann aber doch dafür, den Platz beim Kamin einzunehmen, wo das wohlige Feuer loderte und von Zeit zu Zeit das Holz knackte, während die Flammen daran fraßen.
Am nächsten Morgen nahm Mark das Frühstück an der Küchentheke ein. Die Küche und das Esszimmer waren riesig und es befand sich sogar ein Brunnen im Raum, der leise vor sich hinplätscherte.
Sienna war wieder mit Spielen beschäftigt, dennoch schaute Mark immer wieder zu ihr hinüber, denn der Brunnen war nicht optimal für Kleinkinder. Nicht auszudenken was passieren würde, würde die Kleine hineinfallen und die Eltern würden es nicht mitbekommen.
Diese Sorge würde aber bald unnötig sein. Ja, bald schon wäre Siennas Geburtstag und schon würde sie zu einem Schulkind heranwachsen.
Während Mark und Sienna im Erdgeschoss saßen, malte Bella in ihrem neuen Schlafzimmer ein Bild an ihrer Staffelei. Insgeheim musste sie sich eingestehen, dass sie das Malen mehr befriedigte als die Singerei, die doch immer ihr ganzer Lebensinhalt war.
Tatsächlich spulte sie in letzter Zeit ihre Auftritte nur noch ab. Die Leidenschaft, mit der sie früher dabei gewesen war, schien immer weiter abzuklingen. Sie wusste allerdings nicht, wie sie das verhindern konnte. War sie es ihren Fans nicht schuldig weiterhin alles zu geben?!
Sie hatte mit niemandem darüber gesprochen. Bella fühlte sich ausgebrannt. Am liebsten war sie zuhause, genoss die Ruhe oder beschäftigte sich mit ihrem Töchterchen. Manchmal würde sie sogar am liebsten die wenigen Auftritte schwänzen. Wie hatte es nur so weit kommen können?
Traurig ließ sie den Pinsel über die Leinwand huschen, ohne zu registrieren was sie gerade malte.
Mark kümmerte sich unterdessen um die Zubereitung des Mittagessens. Sie hatten sich eine Fritteuse gekauft, die er nun ausprobieren wollte. Gespannt schaute er dabei zu wie das Frittierte vom heißen Öl umspült wurde.
Als der gewünschte Bräunungsgrad erreicht war, hob er den Korb und ließ das flüssige Fett abtropfen. Dann richtete er alles auf einem großen Teller an, rief Bella zum Essen und setzte Sienna in ihren Hochstuhl, wo diese genüsslich ihren Brei aß.
Nach dem Essen ging Bella wieder nach oben ins Schlafzimmer, um das Bild, an dem sie seit Tagen arbeitete, zu beenden.
Als dieses schließlich vollständig getrocknet war, wurde es gerahmt und von Mark im Flur aufgehängt. Kritisch betrachtete Bella ihr Werk.