Mal wieder musste Alessandro de Monte eine Standpauke über sich ergehen lassen. Dieses Mal allerdings nicht von seinem Vater. Der war glücklicherweise gerade bei der Arbeit, sonst hätte er wohl seine Drohung in die Tat umgesetzt und ihn persönlich zur Militärakademie geschleift.
Ja, Melody war es auch leid, dass Alessandro den gesamten Haushalt aufmischte. Doch sie bezweifelte stark, dass ihre Worte ihr Ziel auch erreichten. Sie versuchte, an seine Vernunft zu appellieren, doch was war bei diesem Teenager noch mit Worten zu erreichen?!
Daniele hatte es vorgezogen nach draußen zu gehen, als er die Unterhaltung zwischen seiner Mutter und Alessandro mitbekommen hatte. Obwohl er ebenfalls ein Teenager war, der ab und an unter gewissen Launen litt, konnte er nicht verstehen, weshalb Alessandro diese Dinge tat.
Er war jedenfalls nicht so und musste daher auch nicht befürchten, ständig Ärger mit seinen Eltern zu bekommen. Er riss beide Arme hoch, als er die Wasserrutsche nahm und sich in den Pool gleiten ließ.
Und dann tauchte er einfach ab.
Als Cassandra, eine Klassenkameradin, anrief, war Alessandro erleichtert drangegangen, denn so konnte er der Predigt seiner Mutter entkommen.
Cassandra hatte ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte zu ihr nach Hause zu kommen. Alessandro war geschmeichelt, denn er fand, dass sie ziemlich hübsch war und willigte gerne ein.
Bei ihr angekommen, fing Cassandra allerdings gleich mit einem für Alessandro leidigen Thema an – der Uni. Bald würden sie ihren Abschluss an der Schule machen und dann stünde der nächste Lebensabschnitt bevor. Darüber wollte er sich allerdings momentan
gar nicht den Kopf zerbrechen. Er hatte keine Ahnung, welche Fachrichtung er einschlagen sollte geschweige denn, welches Studium er beginnen sollte.
Ja, für seine Eltern stand außer Frage, dass er eine Universität zu besuchen hätte. Aber so ganz ohne Plan und damit ohne einen Sinn, wollte er seine Zeit nicht verplempern.
Cassandra war da völlig anders. Sie wusste schon lange, was sie studieren wollte, und malte sich ihre Zukunft bereits in den buntesten Farben aus.
Als es Alessandro endgültig leid war, über dieses Thema zu sprechen, schlug er Cassandra vor, ein wenig zu tanzen.
Sie willigte gerne ein und so tanzten die beiden fröhlich durch das Wohnzimmer von Cassandras Eltern.
Bei der Familie de Monte war dagegen bereits die nächste Gewitterfront im Anmarsch. Wieder war es Melody, die eine gehörige Standpauke zum Besten gab.
Sebastiano war erst viel später nach Hause gekommen und so wurde er bereits von seiner Mutter erwartet. Mann, war die sauer!
Kleinlaut versprach Sebastiano, dass dies nie wieder vorkommen werde und er einfach die Zeit vergessen habe beim Spielen mit seinem Freund.
Als Alessandro ebenfalls wieder zuhause angekommen war, verkroch er sich in einem der Badezimmer. Die einzige Möglichkeit im Haus, einmal eine gewisse Zeit seine Ruhe haben zu können.
Irgendwas hatten Cassandras Worte offenbar bei ihm bewirkt. Denn zum ersten Mal seit Wochen, kümmerte er sich mal wieder um seine Hausaufgaben.
Am nächsten Nachmittag kümmerte er sich darum, herauszufinden, welches Studium wohl zu ihm passen würde. Es dauerte eine Weile, bis er den Eignungstest der Universität ausgefüllt hatte.
Das Ergebnis überraschte ihn nicht sonderlich. Niedergeschlagen starrte er auf das Papier. Kein Stipendium, auch kein Teilstipendium würde ihn erwarten. Außerdem war er in keinem Bereich so richtig gut, um Zusatzpunkte zu erhalten.
Frustriert verbrachte er den Rest des Tages vor dem Fernseher und zappte sich durch die Kanäle, ohne so richtig mitzubekommen, was eigentlich gezeigt wurde.