Der Tag hatte in Apaloosa Plains schon sehr früh begonnen. Zumindest auf die Tage von Chiara Jones traf dies immer zu. Die Versorgung der drei Pferde nahm viel Zeit in Anspruch und später am Morgen wachten die drei Kinder auf, die ebenfalls versorgt werden wollten.
Während Chiara noch mit dem Striegeln von Athenas Fell beschäftigt war, kam Fortuna herangetrabt und hoffte darauf, eine Leckerei von Chiara zu erhalten.
Nach all der Arbeit, die sie über den Tag zu erledigen hatte, gönnte sie sich heute zur Abwechslung einige Stunden Training im örtlichen Sportstudio.
Im Gebäude selbst war es ihr allerdings zu stickig, weshalb sie sich in den Hof verdrückte, wo ebenfalls einige wenige Geräte, an denen man das Krafttraining absolvieren konnte, standen. Insgesamt war das Sportstudio in Apaloosa Plains nicht erwähnenswert. Schön war es jedenfalls nicht.
In der Zwischenzeit war Paul mit dem Malen mehrerer Bilder beschäftigt. Er hatte einen Großauftrag der Stadtverwaltung Apaloosa Plains angenommen, die sage und schreibe 15 Bilder bei ihm „bestellt“ hatte.
Nicola Jones „arbeitete“ weiter daran seinen Eltern zu beweisen, dass er Verantwortung übernehmen konnte. Er kümmerte sich um seine Geschwister und brachte auch die Hinterlassenschaften im Töpfchen nach draußen, obwohl er sich ziemlich davor ekelte. Was tat man nicht alles, um seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt zu bekommen?!
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Am nächsten Morgen wurde Paul bereits von Isabella erwartet. Wie fast an jedem Morgen strahlte sie ihren Papa mit leuchtenden Augen an.
Ungeduldig reckte sie ihm ihre kleinen Ärmchen entgegen und verlangte, aus dem Bettchen gehoben zu werden. Paul hob seine Tochter hoch, gab ihr einen festen Schmatzer auf die Wange und setzte sie auf den Boden.
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Chiara war gerade auf dem Weg zum Briefkasten, um die Post, die heute gebracht worden war, herauszuholen. Dort lief sie einem Bekannten aus dem Reitstall in die Arme, den sie dort schon eine geraume Zeit nicht mehr gesehen hatte.
Es war Mr. Thomson, der mit seinem Hund eine Runde Gassi gegangen war, und Chiara bereits entdeckt hatte, als sie gerade die Stufen am Eingang hinuntergekommen war.
Aber Mr. Thomson hatte nicht ohne Grund diese Route für den Spaziergang gewählt. Ihm lag etwas auf dem Herzen und er hoffte, dass Chiara ihm weiterhelfen konnte.
Als Chiara ihn fragte, wie es ihm ginge, rückte Mr. Thomson mit der Sprache heraus: „Ach, wenn Sie das gerade ansprechen. Eigentlich geht es mir nicht so gut. Immer mehr spüre ich das Alter, das auf mir lastet und ich habe mich deshalb entschieden in ein Seniorenheim umzuziehen. Leider darf ich jedoch keine Haustiere dorthin mitbringen, wobei wir schon bei meinem Problem angelangt sind. Mein lieber Toby. Für ihn suche ich nun ein liebevolles Zuhause. Es fällt mir zwar unglaublich schwer, mich von ihm zu trennen, doch nach langer Überlegung muss ich diesen Schritt gehen. Wissen Sie vielleicht, ob jemand im Reitstall einen Hund sucht?“
Chiara erklärte Mr. Thomson, dass es im Reitstall niemanden gab, der einen Hund aufnehmen würde. Allerdings erzählte sie, dass Nicola sich sehnlichst einen Hund wünschte, sie aber nicht wisse, ob sie noch ein weiteres Tier im Haushalt aufnehmen wollte.
Mr. Thompson hatte genug gehört. Er wusste wie tierlieb die gesamte Familie Jones war und er konnte sich für Toby kein besseres neues Zuhause wünschen. Insgeheim hatte er gehofft, dass er gerade hier richtig sein würde. Er kannte Nicola von klein auf und dieser
hatte immer wieder mit Toby gespielt, während seine Mutter mit den Pferden trainiert hatte.
Er schlug Chiara deshalb vor, dass sie Toby bekommen sollten. Sollte es Probleme mit ihm geben, würde er sich nach einem anderen Zuhause umsehen. Tief im Inneren wusste er jedoch bereits, dass das nicht nötig sein würde.
Immer wieder fiel sein Name und er musste aufhorchen. Sein Herrchen sprach mit einer Frau, die er bereits häufiger gesehen hatte. Ihren Duft mochte er ganz gerne. Dennoch fragte sich Toby was die beiden die ganze Zeit zu bereden hatten.
Chiara bat um ein wenig Bedenkzeit. Sie musste dies außerdem noch mit Paul besprechen. Schließlich konnte sie ihn bei dieser Entscheidung nicht einfach übergehen.
Grundsätzlich war Chiara aber einverstanden. Sie mochte Mr. Thomson und auch Toby hatte sie als freundlichen Hund kennengelernt. Sie wollte beiden eine Sorge abnehmen. Aber auch sie ahnte bereits, dass sie sich nicht mehr von Toby trennen würden, wäre er erst einmal bei ihnen eingezogen.
Mr. Thomson war erleichtert, dass Chiara tatsächlich zugesagt hatte, es sich überlegen zu wollen. Damit konnte er sich nun um seinen bevorstehenden Umzug und das Auflösen seines Haushaltes kümmern. Seit dem Tod seiner Frau hatte er alleine mit Toby in einem viel zu großen Haus gewohnt und es fiel im zunehmend schwerer, alles in Schuss zu halten.
Es war schwer sich einzugestehen, dass es alleine nicht mehr ging und er bald immer häufiger auf Hilfe angewiesen sein würde. Aber das war leider nicht zu ändern. Es war der Lauf der Zeit.
Mit gemischten Gefühlen kniete er sich zu seinem treuen Weggefährten hinunter soweit es seine alten Knochen ihm zuließen.
„Ach Toby“, krächzte Mr. Thomson heiser, weil er bereits eine tiefe Traurigkeit in sich hochsteigen spürte, „was werde ich wohl ohne dich tun?“ Dabei kraulte er Toby, der genau spürte, dass hier etwas Wichtiges vor sich ging.