Unvermittelt tauchte vor ihr, ein ihr nur allzu vertrautes Gesicht auf.
Simon! Durchfuhr es Malina. Es war doch Simon? Also, die ober Hälfte zumindest, aber der Rest. Malina war völlig perplex.
Simon machte eine Handbewegung die heißen konnte, ja hier lebe ich, vielleicht auch, so nun weißt du es, oder aber auch, schön dich zu sehen.
Malina fand es etwas schwierig auf diese Weise zu kommunizieren und so versuchte sie Simon gestikulierend mitzuteilen das sie oben in der kleinen Bucht auf ihn warten würde.
Es gibt sie also wirklich diese Meeressims, dachte Malina in einem fort, während sie auf Simon wartete. Hin und wieder kniff sie sich, nur um sicher zugehen, dass sie nicht träumte.
Und dann stand er vor ihr, so wie sie ihn kannte. Malina begriff nun, warum sie Simon nie aus der Ferne zum Strand hat hinkommen sehen. Es sei schön sie wiederzusehen begrüßte er Malina. Er machte auf Malina jedoch einen etwas befangenen Eindruck.
Eine Weile saßen sie nur schweigend da, während Malina ihn neugierig betrachtete. Nie wäre sie auf die Idee gekommen das er kein normaler Sims ist.
Schließlich hielt Malina das Schweigen nicht mehr aus und so fragte sie ihn warum er es ihr nie gesagt hatte, dass er aus dem Meer kam. Bei all den Gesprächen die sie doch geführt hätten.
Simon versuchte ihr zu erklären das Meeressims ihre Existenz nicht preisgeben konnten, eine Art Zauber verhindere es mit Nichteingeweihten darüber zu reden. Es sei nur mit denjenigen möglich die sie auf einem Tauchgang entdeckt und somit von ihrer Existenz erfahren hätten. So wie Malina jetzt. Dies diene zum Schutz des Meeresvolkes. Da er es ihr also nicht direkt sagen konnte, habe er sie halt zu sich geführt. Das Buch habe ein Freund von ihm, ihr in seinem Auftrage geschickt. Simon hatte gehofft das es Malina neugierig genug machte, dass sie ihre Tauchfähigkeiten weiter ausbaute und er ihr so auf einem Tauchgang unbeobachtet von anderen, seine wahre Natur Offenbaren konnte.
Warum aber habe er überhaupt den Kontakt zu ihr gesucht, einem Sims der an Land lebe? Erkundigte sich Malina verwundert.
Als er sie zum ersten Mal gesehen habe, sei sie gerate im Begriff gewesen sich in voller Bekleidung ins Meer zu begeben. Jeden anderen, der so vorwitzig in die Fluten steigt, hätte das Meer mit genommen. Sie jedoch habe das Meer sanft zurück zum Strand getragen. Da sei ihm klar geworden, dass sie und das Meer eine besondere Verbindung hatten. Das habe ihn neugierig gemacht und seither habe er sie immer wieder aus der Ferne beobachtet und bald schon hatte er den Wunsch sie näher kennenzulernen.
Wenn ihm so an ihrer Bekanntschaft lag, warum hatte er sich dann nicht ein einziges Mal gemeldet in den Winterwochen? Ein leiser Vorwurf schwang in Malinas Frage mit.
Simon erklärte ihr, damit Meeressims an Land gehen können, müssen sie sich zur Wintersonnenwende im Meerjungfrauenhorst einfinden. Wollte er die Fähigkeit nicht verlieren, musste er notgedrungen dort hin. Und solange sie sich dort befinden, ist der Kontakt zur Außenwelt streng verboten. Die Ältesten wären da sehr penibel drin und verhängten harte Strafen. Und es sei von hieraus ein ziemlich weiter Weg bis dorthin da es in der Südsee liege, er habe schlichtweg keine Möglichkeit gehabt.
Dann stand er auf und zog Malina auf die Füße, dabei meinte er, dass sie ihm schrecklich gefehlt habe. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich Malina.
Es gäbe da etwas das er sie schon sehr lange fragen wolle und da nun keine Geheimnisse oder Altersunterschiede mehr zwischen ihnen ständen, denke er sei jetzt die richtige Zeit es zu tun.
Ganz dicht trat er an Malina heran und strich ihr sanft über Gesicht und Haar. Die Berührung kam Malina seltsam vertraut vor. Leise und zärtlich bat er sie die seine zu werden und mit ihm zu kommen.
Malina brauchte einen Moment um zu begreifen was er mit dieser Bitte meinte. Die Geschichte mit der Meerjungfrau und dem Fischer fiel ihr wieder ein. Entschieden trat sie einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. Es täte ihr leid, aber sie wolle nicht mit ins Meer, sie habe sich das Leben hier hart erkämpft und nun solle sie das alles aufgeben?
Tief enttäuscht meinte Simon, im Herbst wären ihr diese Dinge nicht so wichtig gewesen, da wollte sie mit ihm kommen, er hätte ihr Angebot damals annehmen sollen. Dann hätte er sich nie von ihr trennen müssen ...
Bevor Malina etwas darauf erwidern konnte, stürmte er davon und sie sah nur noch wie er im Meer verschwand.
Er hatte sie genauso traurig angeschaut wie Marco damals, dachte Malina. Doch im Gegensatz zu Marcos, schnitt Simons kummervoller Blick ihr ins Herz.