Malina fluchte, den ganzen Tag war es trocken und sommerlich warm gewesen. Und jetzt wo die Schule aus war, fing es wieder an zu regnen.
Die Hoffnung, dass es nur ein kurzer Schauer war, erfüllte sich leider nicht, immer dichter wurde der Regenschleier.
Wider besseren Wissens, lief Malina zur Bucht, natürlich war Simon nicht da. Und obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass dies doch klar wäre, fühlte Malina eine herbe Enttäuschung.
Doch statt nach Hause zu gehen und trockene Sachen anzuziehen, ließ sich Malina auf einen der Baumstämme nieder.
Den Regen völlig ignorierend, seufzte Malina und starrte auf das tosende Meer hinaus. Immer noch quälte sie die Frage, ob das Geschehene nur ein schrecklicher Traum oder bittere Wirklichkeit gewesen war. Verlor sie vielleicht den Verstand und sah Dinge, die gar nicht waren?
Da ertönte hinter ihr eine vertraute Stimme, die meinte Malina würde sich noch den Tod holen, wenn sie weiter bei diesem Wetter hier draußen bliebe.
So gingen sie hinauf zur Hütte. Während Malina sich etwas Trockenes anzog, ließ Simon sich auf der Bank nieder.
Malina überlegte noch wie sie das Thema anschneiden sollte, denn wenn alles nur ein Traum war … Doch da fragte Simon sie, ob der Junge sie noch in irgendeiner Weise belästigt habe. Irgendwie, so schrecklich diese Erinnerung auch war, erleichterte es Malina dass es doch kein Ausbund ihrer Fantasie gewesen war.
Schließlich erzählte Malina das Marco sich scheinbar an nichts mehr erinnern könne, jedenfalls täte er so. Simon erwiderte nur, dass ihn das nicht wundere, der Junge sei sturzbetrunken gewesen und manche können sich eben nicht daran erinnern was sie im Rausch taten. Seine Stimme klang dabei wie das Knurren eines Wolfes.
Sie verstünde das Ganze dennoch nicht, meinte Malina, nie hätte sie das von Marco gedacht. Verlegen schaute Simon zur Seite und antwortete ihr, dass wenn ein Mädchen einem Jungen unter die Haut ginge, diese sich mitunter zu ziemlich dummen Sachen hinreisen ließen und wenn dann noch Eifersucht im Spiel war, gepaart mit Alkohol …
Malina schwirrte ein wenig der Kopf von dieser Antwort, doch dann fiel ihr etwas anderes ein. Wie war es gekommen das er an diesem Abend hier gewesen sei? Bei dieser direkten Frage kam Simon ins Stocken und er druckste ein wenig herum, doch schließlich gestand er Malina, dass er seit sie sich das erste Mal begegnet sind, jeden Abend nachschaute, ob es ihr gut ginge. Er wusste ja, dass sie allein lebte und bei Regen in der Regel Zuhause blieb. So sei es halt auch jenen Abend gewesen. Ganz ruhig und schlicht sagte er es und ein Gefühl des behütet seins durchströmte Malina. Nein Simon wollte ihr bestimmt nichts Böses, da war sich Malina nun sicher, er kam ihr eher wie eine Art Schutzengel vor.
Auf die Frage, warum er nicht bis zum Morgen geblieben sei, meinte Simon kurz angebunden, dass seiner Selbstbeherrschung auch Grenzen gesetzt sei. Verwundert fragte Malina sich was er damit meinen könnte.
Ernst äußerte Simon, dass er schließlich auch nur ein Mann sei … Was mochte das nun wieder heißen, für Malina sprach er in Rätseln. Als sich jedoch ihre Blicke trafen, sah Malina das seine Augen ganz dunkel geworden waren und ein nun schon bekanntes Kribbeln machte sich in ihrer Magengegend bemerkbar.