Liebes Tagebuch,
am Informationsbrett der Stadt habe ich entdeckt, dass immer mal wieder Festivals an den Marktplätzen stattfinden. Heute war das Gewürzfestival und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Per Anhalter fuhr ich also nach San Myshuno - das ist die nächste größere Stadt hier.
Nach all den Tagen in der Natur und der Ruhe war es krass so viele Menschen zu sehen. Alles war bunt und laut fast ein bisschen zu viel für mich.
Insgeheim hatte ich ein bisschen gehofft beim Festival vielleicht Essen zu bekommen, das nicht nur aus Fisch und Äpfeln besteht. Ich wurde nicht enttäuscht. Es gab ein Curry-Wettessen und die Teilnahme war gratis!
Eigentlich war das Curry viel zu scharf für mich, aber ich war so dankbar mal etwas Anderes zu essen, dass ich meine Bedenken zusammen mit dem scharfen Essen und mit tränenden Augen hinunterschluckte.
Neben all den Fressbuden gab es auch einen Musikstand und ich konnte mein Gitarre an einen Verstärker anschließen. So laut war mein Gezupfe noch nie! Natürlich kann ich mit meinen 3 Akkorden noch keinen Staat machen, aber es klang eigentlich ganz okay. Eine Familie hörte eine ganze Weile zu und die kleinen Kinder tanzten zu meiner Musik. Die Mutter warf dann sogar ein bisschen Geld in meine Sammelbüchse.
Ein bisschen habe ich den Verdacht, dass sie das aus Mitleid gemacht hat, aber ich versuche mich trotzdem über mein erstes verdientes Geld als Musikerin zu freuen!
Am Abend wurde es noch voller auf dem Festival und eine junge Frau, die ich schon beim Curry-Wettessen kennen gelernt hatte, winkte mich herüber.
Sie saß mit ihren Freunden an einer Wasserpfeife und fragte mich, ob ich nicht ein bisschen "mitfeiern" wolle.
Ich zögerte. Wasserpfeife? Werden nicht irgendwelche Drogen da drin geraucht? Eigentlich sah die Frau aber total erwachsen und seriös aus.
Außerdem bin ich ja von zuhause weggegangen um ganz viele Erfahrungen zu machen, also so what?!
Nach den ersten Zügen an der Wasserpfeife wurde mir ein bisschen wirr im Kopf, aber ich fand auch alles wahnsinnig lustig. Wir quatschten eine Menge Unsinn und ich erfuhr die Namen der Leute in der Clique.
Bald allerdings wurde mir ganz komisch und schrecklich übel. Ich schaffte es noch zu einem Gebüsch, wo ich mich dann fast eine Stunde lang übergeben musste.
Als es mir etwas besser ging, war das Festival zu Ende. Die Mitarbeiter bauten schon ab und die Clique war verschwunden. Ganz tolle Leute.
An einer Bushaltestelle verschlief ich die letzten dunklen Stunden und sah dabei wahrscheinlich aus, wie die letzte Pennerin. Aber immerhin konnte ich so den ersten Bus zum Hafen nehmen. Das gleichmäßige Schwappen der Wellen und die frische Luft taten mir richtig gut. Nach einem langen Spaziergang angelte ich mir einen frühmorgendlichen Fisch, den ich mir direkt auf dem Steg noch am Feuer briet.
Ein bisschen schlecht ging es mir immer noch und das Curry marodierte durch meinen Magen-Darm-Trakt sodass ich den Vormittag am Strand in der Nähe des Toilettenhauses verbummelte.
Als mir langweilig wurde holte ich wieder meine Gitarre heraus und übte ein bisschen. Schon bald hatte ich einen begeistert jaulenden Zuhörer.
Der Hund hatte auch kein Halsband, wie schon mein Kumpel, nach dem ich schon Ausschau hielt. Am Strand sind wirklich viele Streuner unterwegs. Ständig sieht man herrenlose Hunde oder struppige Katzen. Viele von denen sehen krank aus. Richtig traurig. Ich verstehe nicht, wieso keiner etwas dagegen tut.
Jedenfalls habe ich aus diesem Tag wieder etwas gelernt. Finger weg von Drogen und zu scharfem Essen!
Es ist noch nicht ganz Mittag, aber ich bin so fertig, dass ich jetzt mein Zelt hinter der Düne aufschlagen und ein paar Stunden schlafen werde.
Kommentare 3