Woche 8, Tag 3 - Dienstag
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HunterX: Ich habe dich bereits erwartet
Die Nachricht ploppte auf, als Jordan sich im Chat einloggte.
HunterX: Wie hast du dich entschieden? Kommen wir ins Geschäft?
ParadiseSeeker: Ich bin interessiert, brauch aber noch ein paar Tage Zeit, um das Geld zusammenzukriegen.
HunterX: Bis Freitag kann ich dir noch anbieten. Mehr Zeit geht nicht.
ParadiseSeeker: Das schaffe ich.
HunterX: Freitag, um 15:00 Uhr in der Bibliothek von Isla Paradiso. Bis dann.
HunterX ist offline
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Zwei Tage hatte Jordan also noch Zeit, um die restlichen Simoleons zusammenzukriegen. Sollte er doch eine andere Lösung finden, wie er weiterkam, würde er einfach nicht zur Bibliothek fahren.
Jordan klappte den Laptop zu und überlegte, wie er den Rest zusammenkriegen sollte.
Er könnte nochmal am Strand aushelfen gehen. Er könnte sich umhören, ob jemand Reparatur- oder Upgradedienste in der Stadt benötigte. Aber es stellte sich die Frage, ob das ausreichen würde. Egal, wie Jordan es drehte und wendete ... es war nicht genug, was er in der kurzen Zeit zusammensparen konnte.
Er ging das Hausboot ab, suchte nach Dingen, die man verkaufen könnte. Im Unterdeck fiel sein Blick auf die Muscheln, die Latifa als Andenken auf der Kommode im Gang festgeschraubt hatte.
Hatte sie ihm nicht erzählt, dass sie noch so einige Kostbarkeiten in den Unterwasser-Truhen gefunden hatte? Aber wo bewahrte sie diese auf? Würde das reichen für die fehlenden Simoleons?
Jordan blickte zur Tür, die zu Latifas Kajüte führte. Sollte er es wagen und danach suchen, um sich etwas auszuleihen für die Karte von HunterX?
Seine Schwester malte oben. Sie würde gar nicht mitkriegen, wenn er sich in ihrer Kajüte umsah.
Die Versuchung war groß und Jordan schritt schließlich zur Tür, nahm die Türklinke in die Hand und drückte sich nach kurzem Zögern hinunter.
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Latifa hatte die letzten drei Tage genutzt, um sich klar darüber zu werden, wie es für sie weitergehen sollte. Konnte und wollte sie ihren Bruder weiter begleiten oder sollte sie lieber den Cut machen und ihre eigenen Wege gehen?
Sie hatte viel an Deck gemalt. Das half ihr den Kopf freizubekommen und ihre Gedanken zu sortieren.
Sie hatte zwar einen Verdacht bezüglich des Paradieses, aber sie hatte das Gefühl, dass sie der Vorahnung besser allein auf den Grund gehen sollte. Sollte sie sich irren und keine weiteren Informationen dazu unter Wasser finden, würde es sicherlich nicht mehr lange dauern, bis es zwischen Jordan und ihr eskalierte. Das wollte sie nicht. Sie schätzte das gute Verhältnis zwischen ihrem Bruder und sich.
Nach ihrem kleinen Streit am Samstagnachmittag hatten sie sich zwar noch nicht ausgesprochen, aber Latifa hatte sich fest vorgenommen, dass sie, egal wie sie sich entscheiden würde, nochmal ein klärendes Gespräch mit ihrem Bruder führen wollte. Vorher musste sie allerdings für sich klären, wohin ihr eigener Weg sie führen sollte. Sie war dankbar, dass Jordan ihr solange den Freiraum gab und sie nicht bedrängte.
Und vielleicht hatte sie bis dahin sogar einen hilfreichen Vorschlag für ihren Bruder, wie für ihn die Reise weitergehen konnte.
Morgenfrüh such ich das Gespräch, dachte sie und versank wieder vollends in der Malerei.
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