Für einen Moment überkam Jordan Sehnsucht. Wir sehr er sich gerade wünschte Lopitas Lippen auf seinen zu spüren. Er schloss die Augen und atmete einmal tief ein und aus. Auch wenn ihn interessierte, warum Lopita anrief, drückte er den Anruf weg. Dafür war jetzt keine Zeit.
Der Chat mit HunterX war jetzt wichtiger. Jordan setzte sich wieder an den Rechner und gab ein „Wie“ auf die zuvor gestellte Aussage seines Chatpartners ein. Dieser hatte behauptet ihm Weiterhelfen zu können.
HunterX: Ich dachte schon, du willst einen Rückzieher machen
ParadiseSeeker: Sorry, ich wurde unterbrochen. Ich bin jetzt wieder voll da.
Damit das auch der Wahrheit entsprach, stellte Jordan sein Handy auf lautlos.
ParadiseSeeker: Wie kannst du mir helfen?
HunterX:
Jordan wusste nicht, wie er auf die Antwort reagieren sollte, deswegen wartete er einfach ab.
Kurze Zeit später wurde angezeigt, dass HunterX wieder eine Nachricht eingab.
HunterX: Ich habe eine Karte, auf der alle Infos stehen, die du zum Erreichen deines Ziels brauchst. Darauf sind geheime Inseln verzeichnet. Ebenso was du benötigst, um hinzukommen.
ParadiseSeeker: Was willst du für die Karte? Die willst du mir doch sicherlich nicht einfach schenken, oder?
HunterX: So gern ich das täte, aber von irgendwas muss ich auch leben Für 25.000 Simoleon* gehört die Karte dir.
Jordan schluckte. 25.000 Simoleon waren eine Menge Geld. Umso mehr er darüber nachdachte, umso mehr stank es nach Betrug. Aber was, wenn HunterX die Wahrheit schrieb und tatsächlich eine solche Karte besaß? Durfte er sich die Chance entgehen lassen? Ein Funken Hoffnung bestand.
Mit zittrigen Fingern tippte Jordan die nächste Nachricht.
ParadiseSeeker: Ich muss darüber nachdenken. Das ist ein Haufen Kohle, die muss ich erstmal beschaffen.
HunterX: Klaro. Du hast eine Woche Zeit es dir zu überlegen. Ich muss jetzt erstmal los. See ya!
Bevor Jordan etwas erwidern konnte, war HunterX bereits offline gegangen.
Na toll!, dachte der junge Erwachsene. Und jetzt?
Aber vielleicht war es auch ganz gut so. Jordan musste erst einmal seine Gedanken sortieren. Überlegen, ob es das Risiko wert war und selbst wenn er sich dafür entschied ... woher nahm er das Geld?
Er war so voller Hoffnung gewesen und nun wusste er nicht, was er glauben sollte und vor allem ob er diesem HunterX vertrauen konnte.
Plötzlich gab es einen Knall. Es hatte sich angehört, als wäre irgendetwas auf das Deck gefallen. Rasch hastete Jordan die Treppe hinunter und aus der Tür aufs Deck.
„LATI!“, schrie er, als er seine Schwester bewusstlos auf dem Boden liegen sah.
„LATI! Was zum Teufel ist passiert?“
Er beugte sich zu ihr runter und befreite sie mit flinken Fingern von ihrer Tauchmaske, um ihre Atmung besser prüfen zu können. Sie atmete nicht mehr.
„Oh nein, Schwesterchen ... das machst du nicht.“
Noch nie in seinem Leben war er so dankbar über seine Rettungsschwimmer-Ausbildung gewesen, wie in diesem Moment.
Mit geübten Bewegungen begann Jordan die Herz-Lungen-Wiederbelebung bei seiner Schwester. Nach einigen Durchgängen kam endlich der erlösende Huster. Latifa riss die Augen auf und schnappte nach Luft.
„Was ...“ Sie musste husten. „Was ist passiert?“ Sie blickte zu ihrem Bruder auf.
„Ich habe keine Ahnung. Aber dir geht es gut, das ist erstmal das wichtigste. Komm, ich helfe dir auf, lass uns reingehen. Ich mach dir einen warmen Kakao und dann sehen wir weiter.“
Jordan zog seine Schwester hoch in seine Arme und drückte sie fest an sich. Dann führte er sie zum Zweisitzer im Inneren.
Er brachte ihr von unten einen Pullover. Latifa nahm ihn entgegen und zog ihn über.
Während Jordan schließlich den Kakao kochte, fragte er: „Kannst du dich noch an irgendetwas erinnern?
Gedankenversunken blickte Latifa aus dem Fenster.
„Ich weiß noch, dass ich direkt unter uns eine Truhe entdeckt ...“, irritiert sah sich Latifa um. „Wo ist mein Tauchbeutel?“
Jordan zuckte mit den Schultern, trat dann aber nochmal aus der Tür, um zu prüfen, ob da etwas liegen geblieben war. Nichts.
„Keine Ahnung. Draußen ist er jedenfalls nicht.“
Latifa drückte den Kopf in die Lehne. „Verdammt. Die ganzen Kostbarkeiten weg. Dabei habe ich ein so schönes Fossil gefunden.“
„Aber keine weiteren Kartenstücke, oder?“
Latifa schüttelte den Kopf und nahm den heißen Kakao entgegen. Sie nippte einmal daran und stellte die Tasse vor sich auf den Kaffeetisch.
„Nein, in der Truhe nicht. Aber da war eine zweite etwas weiter weg bei den Unterwasserruinen. In der Nähe von dem Höhleneingang, den ich noch erkunden wollte. Die Truhe habe ich allerdings nicht aufbekommen. Da ist bestimmt das nächste Stück. Ich werde morgen nochmal abtauchen und was zum Aufbrechen mitnehmen.“
„Oh nein, das wirst du nicht“, widersprach ihr großer Bruder. „solange wir nicht wissen, was mit dir passiert ist, wirst du nicht mehr tauchen.“
„Das werden wir ja sehen!“
„Lati, ich mein das ernst. Vergiss es! Du steigst nicht mehr runter, bis das geklärt ist. Dein Leben ist wichtiger als die Karte.“
„Aber ...“, setzte Latifa an, verstummte jedoch sofort, als sie den ernsten Blick ihres Bruders sah.
„Was noch? Da waren die zwei Truhen und dann?“
Latifa versuchte sich zu erinnern. Aber so sehr sie auch versuchte entsprechende Erinnerungen auszugraben. Da war nichts.
„Keine Ahnung ... ich glaube, ich wollte danach in die Höhle, aber was passiert ist? Ich weiß es nicht." Sie seufzte. „Aber da ist etwas anderes. Ich muss dir noch was beichten.”
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*Sternchen-Erklärung
*Bei der Karte handelt es sich um die Karte, die man mit 25.000 Lebenszeitpunkten kaufen kann. Allerdings hatte ich keinen Schimmer, wie man die Lebenszeitpunkte sinnvoll in die Story verbauen kann, deshalb habe ich es einfach mal in Simoleon umgewandelt.
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