Woche 6, Tag 4 (Mittwoch) - Woche 7, Tag 2 (Montag)
Voller Vorfreude war Jordan bereits im Morgengrauen aufgewacht und hatte sich direkt ans Steuer gestellt, um auf die Nebelwand zuzusteuern. Mit jedem Meter, den sie sich näherten, wuchs seine Vorfreude ins Unermessliche.
Doch irgendwann wurde er das Gefühl nicht los, dass es nicht weiter voranging. Die Nebelwand wirkte zwar so, als würden sie jeden Moment hindurchfahren, aber das Boot bewegte sich nicht mehr vorwärts. Es war absurd. Als würde eine magische Wand sie am Vorankommen hindern.
„Und ... sind wir schon da?“, gesellte sich Latifa einige Stunden später zu ihrem Bruder. Ihr Bruder verzog das Gesicht. „Nein, wir stecken fest. Eine Pleite nach der anderen.“
Gemeinsam überlegten die Geschwister, wie sie am besten vorgehen sollten. Beide waren sich einig, dass hinter der Nebelwand wahrscheinlich die besagte Insel verborgen lag. Solange sie nicht wussten, wie sie die Hürde durchbrechen konnten, hatten sie vereinbart, dass jeder die Woche auf seine Art nutzten sollte, um sie voranzubringen. Danach würden sie irgendwo an Land gehen, um ihre Vorräte wieder aufzufüllen.
So kurz, wie die folgenden Tage für Latifa werden sollten, so lang wurden sie für ihren Bruder.
***
Latifa nutzte die Zeit, um alle Tauchspots in der Umgebung zu erkunden.
Dabei konnte sie Erfolge verzeichnen.
Vor einem Höhleneingang hatte sie eine weitere Schatztruhe entdeckt und vermutet, dass sich darin ein weiteres Kartenstück verbergen könnte.
Sie brauchte mehrere Tauchgänge, bis es ihr endlich gelang die Truhe zu öffnen. Ihr Verdacht bestätigte sich. Neben einigen anderen Kostbarkeiten befand sich in der Truhe tatsächlich ein weiteres Kartenstück. Um die Karte zu rekonstruieren, fehlten ihr jetzt noch zwei weitere Kartenstücke. Latifa war zuversichtlich, dass sie diese auch noch finden würde. Und sie war gespannt zu erfahren, wohin die Karte sie schließlich führte. Vielleicht war das die Lösung, die ihnen fehlte, um die Nebelwand zu durchdringen?
Bei der Erkundung aller umliegenden Höhlen konnte sie allerdings nichts weiter Hilfreiches oder gut Verkäufliches finden.
Jordan unterdessen vertrieb sich die Zeit damit allerlei Gerätschaften auf dem Hausboot zu verbessern. Als er sich dazu endlich in der Lage sah, installierte er endlich den Autopiloten, den er eigentlich schon lange haben wollte. Auch wenn sie vorerst nicht viel fuhren, konnte er dadurch wenigstens den Punkt von seiner To-Do-Liste streichen.
Es stand auch bereits fest, dass sie den Herd bald ersetzen mussten. Seine Schwester hing ihm bereits in den Ohren damit, dass das Essen deswegen meist ungenießbar wurde.
Am Ende der Woche schließlich schmiss Jordan den Motor an, um das Hausboot in die Nähe der Küste zu steuern. Dank des Autopiloten konnten sie in der Nacht weiterfahren, sodass sie am nächsten Morgen bereits nah genug am Festland waren, um anzulegen.
Jordan wollte eigentlich nur am Hafen andocken, neue Vorräte besorgen und wieder in See stechen. Allerdings machte seine Schwester ihm einen Strich durch die Rechnung. Das ständige Geschaukel schlug ihr auf den Magen, sodass sie auf ein paar Tage Pause bestand.
So kam es, dass sie in der Nähe eines Resorts die Anker setzten. Seiner Schwester zuliebe buchte Jordan die Luxussuite.
Im Zimmer ließ sich Latifa auf das Bett fallen. Endlich hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen. So sehr sie den Ozean, das Schwimmen und Tauchen liebte, das ständige Geschaukel auf dem Boot verursachte bei ihr auf Dauer Übelkeit. Außerdem hoffte sie spannende Tauchjobs zu ergattern.
Im Gegensatz zu seiner Schwester wollte Jordan dennoch weiterhin auf dem Boot schlafen.
Er liebte es, sich auf dem Boot aufzuhalten und auf dem Ozean rumzuschippern. Sein Vater hatte es in seinem Brief richtig erkannt: Es steckte ihm im Blut. Wie hätte Jordan auch ahnen sollen, dass sie am Ende ausgerechnet der Aufenthalt in der Tropenoase voranbringen sollte.
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